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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 10)

keinen Zweifel darüber walten, dass es sich um ein 
neues Verfahren, urn eine neue kunstgewerbliche 
Technik gehandelt hat. I-Iafnerkrüge und Öfen mit 
farbigen Blei- und Zinnglasuren waren aber schon 
mehr als 20 Jahre vorher bekannt. Diese konnten 
es somit nicht gewesen sein. 
Angenommen aber, Hirschvogel hätte sich 
wirklich mit dem Ofenbau, mit der Herstellung von 
Krügen und Bildplatten beschäftigt, so müsste doch 
irgend ein Stück erhalten sein, welches den Cha- 
rakter seiner übrigen Arbeiten, seiner Radierungen, 
hauptsächlich aber seiner Gefässentwürfe trägt. 
Aber nichts dergleichen ist vorhanden. Trophäen, 
Blumenvasen mit Draperien, Engelsköpfe und 
Akanthusstäbe und anderes mehr dürfen wir doch 
nie für einen Künstler charakteristisch nehmen, 
wenn diese Omamentrnotive Gemeingut der deut- 
schen Renaissance waren. Hirschvogel, der nahezu 
alle seine Blätter signiert hat, hätte sich gewiss auf 
dem ihm zugeschriebenen Ofen auf der Burg Nüm- 
berg gezeichnet, wenn er ihn verfertigt hätte. Es 
sieht einem Künstler, der auf sein Selbstporträt die 
Worte „Famae fulgor abscondi non potest" setzt, 
nicht ähnlich, dass er bedeutende Arbeiten aus 
seiner Werkstätte in die Welt treten liesse, ohne 
ihnen den Namen des Fertigers mitzugeben. mmglasmm "a'"f"k'"gg "m" 
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Den Vorhin erwahnten Ofen auf der Burg zu nachlsso(Eugenmiuel-vgn AM. 
Nürnberg möchten wir viel lieber zu Peter Flötner hell) 
in Beziehung bringen. Die massvolle Dekoration 
und zahlreiche strenge Motive weisen auf Flötner und mahnen nicht an den 
willkürlichen, in seiner Phantasie überschwänglichen Hirschvogel. Dies 
schliesst nicht aus, dass der Ofen in der Werkstätte des Hans Nickel gefer- 
tigt wurde, da wir ja die Beziehungen Flötners zu I-Iirschvogel, dem der 
grosse Bildhauer einen steinernen Kamin in sein Haus am Schwabenberg 
schuf, kennen. 
Gewisse Beziehungen Hirschvogels zur Nürnberger Hafnerkeramik 
werden wir jedoch stets zuzugeben haben. Der Einblick in die Technik, den 
er zuerst bei Oswald Reinhard, später bei Hans Nickel gewinnen konnte, 
haben ihn gewiss für die Sache eingenommen. Sein Aufenthalt im Krain- 
lande gab ihm Gelegenheit, manches zu sehen; ob es sein Kompagnon Hans 
Nickel verwerten konnte, wissen wir nicht. Dagegen finden wir in Ober- 
österreich eine Nachblüte der Nürnberger Hafnerkeramik, die wir vielleicht 
ihm zu verdanken haben, wenn auch die ältesten uns erhaltenen noch 
gotischen, buntglasierten Öfen und I-Iafnergeschirre bereits Österreich
	        
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