Treppengiebel sich entwickelt und hinten von
dem breiten Henkel überschnitten wird. Voll-
runde Figuren in gegiebelten Nischen, biblische
Darstellungen, der Nürnberger Wappenadler,
Fruchtgehänge und Rosetten bilden den übri-
gen Schmuck dieses bedeutendsten aller Nürn-
berger bunt glasierten Hafnerkrüge. Ein kleiner
Krug mit dem Nürnberger Wappenschild be-
findet sich in der Sammlung Albert Figdor.
Ähnliche einfachere Arbeiten wurden übri-
gens auch in den Nachbarländern erzeugt und
kommen jene in Sachsen gefertigten den Nürn-
bergern am nächsten. Über die Beteiligung der
österreichischen Alpenländer wird bei andrer
Gelegenheit ausführlicher zu sprechen sein.
Was die sächsischen Arbeiten betrifft, so
werden die beigefügten Abbildungen die Haupt-
unterscheidungsmerkmale gegenüber den
Nürnbergischen am besten erläutern. Die be-
scheidene Verwendung von figürlichen Relief- Buntglasienersächsischer Hafnerkrug
auflagen zwischen zierlich verteilten, mit aus d" zeit um ,5„,_ wumäm. des
Buchenblättern besetzten Ranken ist ihnen Mmi" Kali"? (Graf "m" Wilczek)
charakteristisch. Daneben ist eine tiefdunkel-
blaue Glasur, welche in der Regel den ganzen Gefässkörper überzieht, und
die schöne kräftige Ockerfarbe der Ranken und Blätter von besonderer
Wirkung. Derartige Stücke im Besitze des Grafen Hans Wilczek in Wien,
im Taunton Castle-Museum und das beste im königlichen Kunstgewerbe-
museum zu Dresden. Es ist am I-Ialse mit „Merten Koller Aneberg" signiert
und unten I 56g datiert. Sowohl Dr. von Eye in den Mitteilungen des
sächsischen Altertumsvereins als auch Friedrich in seinem Werke über
Hirsvogel lesen „Merten Moller", was somit unrichtig ist.
Der genannte Koller wird allgemein als der Verfertiger des Kruges
und nicht als der Besteller angesehen. Immerhin ist die sächsische
Provenienz durch das in mehrfacher Wiederholung auftretende und an den
Ausläufern der relielierten Ranken befestigte Medaillon mit dem Brustbilde
des Kurfürsten Johann Friedrich nachgewiesen.
Die Model für die Kreuzigungsgruppe auf dem Koller-Krug in Dresden
fanden auch bei dem kleinen Krug in der Sammlung Graf Wilczek
Verwendung. Mit den beiden vorgenannten, im Ranken- und Blattwerk über-
einstimmend ist der Krug im T aunton Castle-Museum. Für seine Kreuzigungs-
gruppe gab ein Holzschnitt Cranachs die Vorlage.
Zu den Nürnberger Arbeiten zurückkehrend, wollen wir noch ausdrück-
lich bemerken, dass die Annahme „Preunings Krüge könnten etwa andere
gewesen sein, als die in Rede stehenden, über Reliefauflagen bunt glasierten"
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