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Interesse zu nehmen, nicht aus Sentimentalität sondern aus dem richtigen
Gefühle heraus, dass man auch der Gegenwart dient und eine aussichtsreiche
Zukunft vorbereitet, wenn man die Grund-
lagen untersucht, auf denen man steht.
Auch die Spezialforschungen, wie sie
sich dem Wiener Porzellan und der alt-
österreichischen Goldschmiedekunst nun-
mehr zugewendet haben, können der Ge-
genwartkunst nutzbar gemacht werden.
Von der Goldschmiedearbeit vergangener
Tage gilt das noch mehr als vom Porzellan.
Es war daher ein guter Gedanke Brauns,
angeregt durch die bereits geschehenen
Vorarbeiten und fussend auf dem aufleben-
den Interesse an der edlen Metallkunst eine
kleine Schau einschlägiger Arbeiten im
Troppauer Museum zu veranstalten, welche
im September d. ]. abgehalten wurde. Man
muss ihmdankbar seindafür und anerkennen,
dass es ihm gelungen ist, wenn auch nur
f" _ , _ Ausstellung von Goldschmiedearbeiten in
ur einen kleinen Kreis von Interessenten Tmppm Zylindrische Deckelkann, von
eine ganz stattliche Anzahl guter Stücke Jakob Mßnlich. 1630750, Treppen (Kal-
. . n. .
zusammenzubringen. Es war ein Versuch r z)
und gab sich als solcher, es galt in verhältnismässig kurzer Zeit eine
Ausstellung zu schaffen, der grosse Schwierigkeiten entgegenstehen. Viele
trennen sich gerade von solchen Sachen nicht gerne, viele wissen gar
nicht, was sie besitzen, Verzeichnisse österreichischen Silbers, profanen
und kirchlichen, wie wir sie jetzt erst anlegen wollen auf Grund eigener
Anschauung und mühsamen Suchens, gibt es nicht. Nur einzelne Anfänge
sind gemacht. Die Markenkenntnis ist nur wenig verbreitet. Alle, denen
es am Herzen liegt, dass in die Geschichte der österreichischen Gold-
und Silberschmiedekunst hineingeleuchtet und dadurch auch der Wert alles
noch vorhandenen Gutes gehoben wird, sollen da mithelfen. Und sie dürfen
es sich nicht verdriessen lassen, scheinbar langweilige Dinge, deren Kennt-
nis aber für die Kritik von nöten ist, mit in den Kauf zu nehmen. Man
muss etwas von der Punzierungsgeschichte wissen, wenn man beurteilen
will, wohin das Silber und Gold gehört, das man besitzt oder bei anderen
bewundert.
Ich habe in der im juli-Augusthefte dieser Zeitschrift veröffentlichten
Studie einige Beiträge zur Geschichte der Punzierung in Wien geliefert, die
Wiener Bruderschaftsordnungen von 1722 und 1773 und Auszüge aus den
anderen bei der Wiener Genossenschaft noch vorhandenen wichtigen Akten
mitgeteilt. Oberwardein Knies hat bereits in seiner höchst instruktiven Schrift
„Die Punzierung in Österreich", (Wien, Manz, 1896) seine langjährigen im