MAK

Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 11)

Die Möbel sind in letzterem 
grauer Ahorn mit lichtblauen 
Bezügen (Hofmöbelfabrik Bal- 
ling). Ein Bild des bayerischen 
Prinzregenten, sowie „Salome" 
und „Die Verführung", Bronzen 
von Christ, die von grosser 
Anmut in den Linien sind, zieren 
den Raum. Ebenso eine Visit- 
kartenschale von Hinterseher. 
Alherr und Ortlieb haben ein 
sehr wohnliches Gemach aus- 
gestellt. Der Räume sind aber so 
viele, dass eine Beschreibung 
aller zuf   Weltausstellung zu St. Louis, Geschnilzte und bemalte 
Ausser dem bayerischen und schwedische Holzarbeit, entworfen von Alf. Wallander 
mehreren der Olbrichschen 
Räume bilden noch Marie Kierschners Zimmer-mit Pfauenfedern als Grund- 
motiv-, ein helles Mädchenzimmer vonBieberfeld, sowie ein Schlafzimmer im 
Bauemstil die Ausnahmen der düster ernsten Färbung. Auch Kurt Stoevings 
Räume machen einen etwas freundlicheren Eindruck. Im übrigen sind es 
ernste Behausungen, in denen eigentlich für den Frohsinn, der doch gerade 
das häusliche Leben durchdringen sollte, kein rechter Raum bleibt. 
„Die deutsche Moderne ist eine männliche Kunst" habe ich schon oft 
äussern hören. Die meisten dieser Räume sehen allerdings gar nicht darnach 
aus, als ob Frauen in ihnen walten könnten. Der Geist Nietzsches spricht 
aus ihnen, die Frau wird als inferiores Wesen angesehen, deren Stempel die 
Behausung nicht länger zu tragen hat. Und Kinder? Praechtels reizendes 
Kinderzimmer ist die einzige Stelle, wo sie am Platze scheinen. 
Der konstruktive Charakter, der das Material stets zur Geltung kommen 
lässt, die vielfache Verwendung der Farbe auch im Holz, das Bestreben 
und oftrnalige Gelingen, einen reinen originellen Stil in der Moderne zu 
erreichen, welcher nichts mehr von den Übertreibungen des „]ugendstiles" 
an sich haben soll, tritt klar hervor aus dieser ganzen Reihe deutscher 
Gemächer. Sie bedeuten eine Tat auf dem Wege zur modernen Geschmacks- 
und Kunstentfaltung. Um aber dem eigentlichen deutschen Volkscharakter 
zu entsprechen, wird manche Härte - die wohl norddeutschen Denkerköpfen 
entspricht, aber nicht der ganzen Volksseele - schwinden müssen, Wärme 
und Anmut müssen noch mehr durchdringen, damit dieses neue deutsche 
Kunstgewerbe wirklich eindringe in die Herzen des Volkes, nicht nur eine 
männliche Verstandeskunst bleibe. 
Noch mehrere Kollektivräume beherbergt die deutsche Abteilung. Vor 
allem den keramischen Saal, den der ursprünglich für den deutschen Reichs- 
tag bestimmte Fries von Stuck umkleidet, zu dem Männchen noch dekorative 
 
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