Weltausstellung zu St. Louis, Konstantin
Meunicr, Arbeiter
L. Nienhuis und W. G. F. Jansen aus. Die
königl. Manufaktur Rozenburg im Haag bringt
Gefässe, die in ganz eigentümlicher Weise
hergestellt sind, nämlich in Gipsformen statt
auf der Drehbank. Die Formen sind vorzugs-
weise vierkantig und dies eignet sich besonders
gut für dekorative Zwecke, wenn auch dafür
die Gestalt an sich oft minder reizvoll wirkt, als
in gewölbten Linien. Besonders wird das sich
aus der Form Herausentwickeln der grossen
Henkel und Kannenausgüsse berücksichtigt.
Die Bemalung ist in Pflanzenformen gehalten,
auch buntgeiiederte Vögel flattern zwischen
Lilien, Disteln oder Nelken, welche die Mitte
zwischen Natur und Stilisierung halten, oder
die Vögel bilden die alleinige Dekoration. Eine
reiche kräftige Auswahl von Unterglasurfarben
kennzeichnet die Arbeiten. Ganz im Gegensatz
zu den Kopenhagener Porzellanwaren wirken
die holländischen als Malereien auf Porzellan,
während bei jenen die matte Dekoration so mit
dem Material verschmolzen ist, dass sie gleichsam ein Teil desselben zu
sein scheint. Einige sehr geschmackvolle grosszügige Bucheinbände von
J. Wormser und Ch. Lebeau und Arbeiten in Kupfer und Silber von W, Pe-
naat entworfen, die einen Begriff von Hollands Silberarbeiten geben, sind
noch vorhanden. Leider ist letztere Branche zu kärglich vertreten.
Holland hat kein Regierungsgebäude errichtet, aber ein Bau, den anfangs
Russland als Regierungsgebäude einnehmen wollte, ist, als der Krieg ausbrach,
von dieser Nation aufgegeben worden und da er schon halb vollendet war,
in nicht ganz stilgerechter Weise als holländisches Haus fertiggestellt worden.
Hier befindet sich eine Kopie nach Rembrandts „Nachtwache" von Hendrich
Klein. Die Farben sind etwas zu stark, aber im ganzen ist die Kopie recht
gut gelungen. Ein mit echten Möbeln und Geräten aus dem XVI. und
XVII. Jahrhundert ausgestattetes Gemach bildet den Vorraum.
ENGLAND UND KANADA. Von Rechts wegen sollte England an aller-
erster Stelle genannt werden, wenn es sich darum handelt, über die Darbietun-
gen der verschiedenen Nationen auf dem Gebiete von Kunst und Kunstgewerbe
in St. Louis zu berichten. England hat uns nämlich die übersichtlichste Aus-
stellung gesandt. Besonders in der Malerei hat es, obgleich die königliche
Akademie an derSpitze derAusstellungskommissionstand, allen Gesellschaften
und einzelnen Künstlern von Bedeutung die Möglichkeit geboten, gut vertreten
zu sein. Ausser der königlichen Akademie sind offiziell vertreten die „Society
of British Artists", ferner die alte und die neue „Watercolor Society", dann