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dieselbe, die durch Schwinds Zyklus „Der Herr Winter" in den „Fliegenden
Blättern" ins lebendige Bewusstsein des deutschen Volkes gedrungen ist und
seither zu dem Volkstümlichsten gehört, was deutsche Maler geschaffen
haben. Die Darstellung der vier Jahreszeiten hat Schwind auch wieder in den
Sechzigerjahren zu einem seiner kunstgewerblichen Entwürfe für Öfen-
dekorationen (gegenwärtig in der Kunstgewerbeschule zu Nürnberg) ver-
wendet.
Vor allem ist aber in Schwinds künstlerischer Tätigkeit die Vorliebe für
Mozart bis an sein Ende lebendig geblieben. Jahrelang hat ihn der Plan,
eine Wand eines Musikzimmers mit Darstellungen aus Mozarts Schöpfungen
zu verzieren, beschäftigt. Was von diesem Plane in die Fresken der Wiener
Hofoper überging, ist allgemein bekannt. Selbst in dem Jahre vor seinem
Tode hat ihn noch der Gedanke eines Zyklus aus Mozarts DonJuan gefesselt,
wovon zahllose Skizzen und Entwürfe zeugen, die sich in seinem Nachlasse
vorgefunden haben. So ist er Mozart, dem Liebling seiner jungen Jahre, bis
an den Tod treu geblieben, ebenso wie einem andern Liebling seinerJugend,
seinem grossen Freunde Franz Schubert.
HAROLD FALKNERTS "HEIKO RATIIiI-TE"
STUDIEN w voNEP; ' O.D'Yi'v-LONlDßOfN. vs:-
AS Vorwort zu dem berühmten Wildeschen Romane
„Das Bildnis des Dorian Grey" besteht aus
einer Reihe glänzender Paradoxe über das
Wesen der wahren Kunst, unter welchen sich
auch an leitender Stelle der kühne Ausspruch
befindet: Die Kunst sei absolut unnütz.
Damit will der Autor natürlich nicht sagen,
dass die Kunst nicht zu nützlichen Zwecken
angewendet werden kann, denn so eine Be-
hauptung würde mit täglich wahrzunehmenden
Tatsachen in krassem Widerspruch stehen,
sondern dass das Nützlichkeitsmoment im Augenblicke des Entstehens des
wahren Kunstwerkes ausser acht gelassen werden muss, dass der Drang
nach dem Schönen des Künstlers einziger Antrieb sein darf. Die Freude des
Schaffens um des Schaffens willen!
Dieses Wort von der Nutzlosigkeit der Kunst drängt sich einem unwill-
kürlich bei der Betrachtung der Harold Falknerschen dekorativen Vogel-
Ystudien auf, zum mindesten wäre es schwer, für diese Riesenbogen
braunen oder grauen Packpapiers, von welchen sich bei der leisesten
Berührung die zur Zeichnung verwendete Kreide loslöst, irgendwelche
praktische Verwendung zu finden. Ihr Ursprung ist in des Künstlers