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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 12)

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Landes gekommen. Davon liefert die interessante Sammlung indianischer 
Korbflechtereien einen lebhaften Beweis. Ich meine unter „alt" nicht, dass 
die hier im Kunstpalast ausgestellten Exemplare alten Datums seien. Das ist 
durchaus nicht der Fall, sondern sie sind die Werke der Frauen und auch der 
Männer aus jetzt noch existierenden Stämmen. Aber die Ausübung dieser 
Kunstindustrie ist eine alte, die die Ureinwohner Amerikas stets gepflegt 
haben. Leider werden sie es nicht mehr lange tun, denn im Erziehungs- 
gebäude der Indianer wird uns gezeigt, wie die junge Indianergeneration 
modernisiert und zu Fabriksarbeitern herangedrillt wird. Sie trägt moderne 
Kleidung, erhält eine Schulbildung, aber die alten I-Iausindustrien ersterben 
unter der neuen Kultur. 
Wenn unabänderlich die moderne Kultur die alte individuelle Pro- 
duktionsweise erst ausrotten muss, so ist es zu begrüssen, wenn wir mit fort- 
geschrittener Kultur wieder von der Maschine zur künstlerisch verklärten 
Handarbeit zurückkehren. Dieses Stadium beginnt man nun nach und nach 
hier zu erreichen und wenn man aus dem Ideenschatze der Ureinwohner 
sich einige Motive mit in die neue Ära hereinretten kann, da deren originelles 
Tun doch zu Grabe gehen muss, so wird dies jedenfalls der Eigenart 
amerikanischer Kunstindustrie nur förderlich sein. 
Nicht nur im Kunstgewerbe, sondern im ganzen Gepräge dieser 
amerikanischen Weltausstellung spiegelt sich der Zustand der Unfertigkeit, 
der Halbheit, der im grossen Gegensatz zu manch hoher Vollendung hier- 
zulande noch so vielfach anzutreffen ist und der in den Verhältnissen, dem 
rapiden Heranblühen dieser neuen Welt seine Begründung hat. 
 
DIE KÜNSTLERISCHE ENTWICKLUNG DER 
WEBEREI UND STICKEREI Sie VON A. KISA 
URCH seine Tätigkeit als Verwalter einer der voll- 
ständigsten TextilsammlungenderWeltwohl vor- 
bereitet und durch eine Geschichte der Spitzen- 
kunst gut empfohlen, hat sich Dreger an die 
schwierige Aufgabe herangemacht, in einem vom 
k. k. Österreichischen Museum für Kunst und 
Industrie herausgegebenen reich illustrierten 
Werke, den künstlerischen Entwicklungsgang der 
Weberei und Stickerei vom Standpunkte der 
rnodernenWissenschaft aus zu schildern? Obwohl 
die Wirkerei (Gobelinarbeit) und verschiedene im 
häuslichen Betriebe geübte Techniken einer späteren getrennten Darstellung 
vorbehalten blieben, ist das Thema wohl das umfangreichste, das es auf dem 
" Moriz Dreger, Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei innerhalb des europäischen Kultur- 
kreises von der spätantiken Zeit bis zum Beginne des XIX. Jahrhunderts. Mit Ausschluss der Volkskunst. 1 Band 
1-9", 355 sehen 40, g Bände Tafeln gleichen Formates. Wien 1904. Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei.
	        
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