für die niederen Volksschichten. Aber trotzdem und trotz der Unsicherheit
der Datierung können sie grosses Interesse beanspruchen, da sich auch in
ihnen der Kampf zwischen der aufoktroyierten griechischen Antike und dem
Seidenstoß" des XIV. jahrhundertes, aus einem Wandmalerei im Schlosse Runkelstein
egyptischen Grabe bei Bozen
(Aus Dreger „Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof- und Staatsdruckerei)
Volksempfinden spiegelt, der die spätrömische Kunst kennzeichnet. Dreger
fasst diesen Kampf ganz ähnlich auf wie Wickhoff und Riegl, die über ihn so
überraschendes Licht verbreitet und damit fünf Jahrhunderte menschlicher
Kulturentwicklung der Forschung erschlossen haben. Riegl deutet treffend
den sogenannten Verfall der Antike als ein Verdrängen des Volkstümlichen
über die griechische Formensprache, namentlich seit Hadrian, wodurch in
der Kunst vorerst Gleichgültigkeit gegen die bisherige Glätte und Schönheit
der Formen erzeugt und so der Boden für die Aufnahme des Neuen vor-
bereitet wurde. Nicht nur in den alten Sitzen der Kultur im Oriente, auch
im Westen und Norden drang das Volkstümliche wieder vor und schuf in
Verbindung mit der Antike die neuere Kunst.
Dabei haben die genannten Forscher das grosse Verdienst, den sich nun
geltend machenden Einfluss des Orientes auf das richtige Mass zurückgeführt
zu haben. Was in spätrömischer Zeit in die Antike eingedrungen ist, kann
nicht mehr als rein orientalisches Element, sondern als das Ergebnis eines
Kompromisses von griechischen mit volkstümlichen Überlieferungen gelten.
Die vorderasiatischen Stile waren mit ihrem geometrisch-heraldischen Prinzip
völlig ausgestorben, an ihre Stelle war, teilweise bis nach Indien hinein, die
hellenische Kunst getreten. Das Hauptelement der Omamentik, die Wellen-
ranke, fand mit ihren Blättern und Blüten in der späteren Kaiserzeit eine reiche