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noch dem Epheu, noch dem Akanthus,
aber zugleich allen dreien angehört und mit
einem Rund verbunden ist, das wiederum
mit anderen organisch zusammenhängt,
indem ein Teil aus dem andern heraus-
wächst; zweitens den Ersatz der runden
Einfassung durch den Spitzkreis und
schliesslich die versetzte Reihung, die
einen ständigen Fluss in die Masse bringt.
Der Naturalismus wird fast ganz aufge-
geben, dagegen das Ornament innerlich
belebt, in allen Teilen logisch entwickelt.
Das Flimmemde, Vibrierende, das dieTextil-
kunst mit allen anderen Flächenkünsten,
namentlich dem Mosaik, der Metallarbeit
teilte, ist dem Zuge zum Grossen, die Viel-
heit der imponierenden Einheit gewichen.
Natürlich vollzog sich die hier vom Miniator
. . . Seidenstoff des XIV. Jahrhunderts (italie-
ln elnes zusammengefasste Entwlcklung nisch-gotisch) unter chinesischem Eindusse
nuf (Aus Dreger, „Künstlerische Entwicklung
Im Abendlande brachte es Gobelirk der Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof-
_ _ _ _ n und Staatsdruckerei)
drukerei und -stickerei schon im fruhen
Mittelalter zu künstlerischen Wirkungen, die im XIV. Jahrhundert auch auf
die Leinenweberei zurückwirken. Feine, gemusterte Seidengewebe wurden
dagegen aus dem Orient bezogen, anfangs aus Byzanz und Syrien, dann
aus den byzantinischen Werkstätten Siziliens und Unteritaliens, die später
in die Hände der Sarazenen übergingen und unter der Herrschaft der
Normannen weiter betrieben wurden. Hier deckten vor allem die deutschen
Kaiser ihren Bedarf, und zwar nicht nur in gewebten Stoffen, sondern auch
in Prachtstickereien in Seide und Gold. Dreger ist nach meiner Überzeugung
der Beweis gelungen, dass nicht nur die sogenannte Kaiserdalmatica des
Vatikans und das Kaiserpallium des Domschatzes zu Bamberg, diese Stiftung
Kaiser Heinrich II., sondern auch der vielumstrittene Krönungsmantel in
Ofen, angeblich ein Werk der Schwester des Kaisers, der ungarischen
Königin Gisela vom Jahre 1031, süditalisch-byzantinische Arbeiten sind. Der
Stil der Figuren ist auf allen sehr verwandt. Die lateinischen Inschriften des
Krönungsmantels hindern uns keineswegs anzunehmen, dass in Süditalien
ansässige Sarazenen mit dessen Herstellung betraut worden waren. Sind ja
doch auch die Bezeichnungen der Sternbilder auf dem Bamberger Pallium
lateinisch, dessen Muster inschriftlich von einem Sarazenen namens Ismael
wenn nicht entworfen, so doch beeinflusst ist.
Die sarazenische Seidenweberei entlehnt ihre Muster teils direkt der
Antike, teils dem Byzantinismus, teils dem fernen Oriente. Vom XIII. Jahr-
hundert ab, mit dem Vordringen der Tataren, wird die Verbindung mit
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