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Aus einem Gemälde des Palma giovine im Dogenpalaste
zu Venedig (Aus Dreger, „Künstlerische Entwicklung der
Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof- und Staats-
druckerei
Dvoi-ak keine Geringeren als die
Brüder van Eyck selbst in An-
spruch nimmt. Der in ihnen am
vollendetsten zum Ausdruck
kommende sogenannte Lasur-
stich gemahnt ja unverkennbar
an die goldgehöhten Miniaturen
burgundischer und französischer
Buchmaler. Ich habe diese Tech-
nik bei der Besprechung des
Messgewandes von Erkelenz in
der Denkschrift des Aachener
Museums 1903 eingehend be-
handelt und dabei einige ein-
schlägige Fragen, wie die des
„or battu" und des Unterschie-
des zwischen burgundischer und
kölnischerBildstickerei der späten
Gotik in einem teilweise von
Dreger abweichenden Sinne er-
ledigen zu müssen geglaubt. Ich
halte jenen nicht für einen nach
Vollendung der Stickerei platt-
geschlagenen Goldfaden, sondern
für den metallisch umwickelten
Seidenfaden, welcher zu Ende
_ des XV. Jahrhunderts das Häut-
chengold verdrängte.
In der Renaissance vollzieht
sich die Emanzipation der euro-
päischen Weberei vom Oriente.
Es setzt jene vielgestaltige indivi-
duelleEntfaltung ein, derenReich-
tum bis ins XIX. Jahrhundert
hinein vorhält. Die Levante tritt
als Exportland für fertige Seiden-
gewebe fast ganz zurück, dage-
gen erhält die Arabeske im Zier-
werke der Kleinmeister eine neue,
besonders in Stickereimustern
hervor-tretende Belebung. Ostasiatische EinHüsse tauchen erst im Barock-
stile wieder auf, jedoch mehr tändelnd-äusserlich in der Abbildung von
bezopften Chinesen, als in struktiven Gestaltungen. Viel empfänglicher ist
das Rokoko, dessen Wesen kurz und erschöpfend analysiert wird, namentlich