für Ornamentmotive und Blumen-
muster. In seine Zeit fällt die Blüte
Lyons, das den Textilstil Europas be-
herrscht. Aus dem Rokoko beginnen
folgerichtig die naturalistischen Ele-
mente, wie die Felsgebilde des Rocaille
hervorzudrängen und den Naturalis-
mus des XIX. Jahrhunderts vorzube-
reiten, mit dessen geistvoller Schil-
derung der vorliegende Textband
schliesst. Dreger sieht in ihm nicht
wie die anderen die Auflösung, den
künstlerischen Nihilismus, sondern den
Schlusspunkt der Entwicklung, wie
ihn die Kunst schon einmal in spät-
römischer Zeit kennen gelernt hat.
Es war keine leichte Aufgabe,
den gewaltigen Stoff streng wissen-
schaftlich in einem Bande von mässi-
gem Umfange zu behandeln, zumal
die innige Verbindung zwischen der
Textilkunst und den jeweiligen ökono-
mischen Verhältnissen fortwährende
Rücksicht auf die allgemeinen Kultur-
zustände forderte. Wenn der Ver-
fasser darin vielleicht hie und da zu
weit ging, darf ihm daraus kein Vor-
wurf gemacht werden, weil sein Werk
den Anspruch erheben darf, die erste
Textilpublikation zu sein, die aus
grossenkunstgeschichtlichenGesichts-
punkten heraus gearbeitet ist. Die
technischen Erläuterungen sind auf
das äusserste beschränkt und dem
historischen Teile vorangesetzt. Das
Schwergewicht liegt auf der Dar-
stellung der stilistischen Entwicklung
der Muster, welche im Zusammen-
hange mit den neueren Errungen-
schaften der Wiener Schule erfolgt,
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Msrmorincrustation der jesuitenkirche zu Venedig-
Anfang des XVIII. jahrhunderts (Aus Dreger, „Künst-
lerische Entwicklung der Weberei und Stickerei",
Wien, k. k. Hof- und Staaxsdruckerei)
die ja darin reforrnatorisch gewirkt hat. Aber selbst bei der Stilanalyse ist
Dreger genötigt, sich mit Winken, mit kurzen Hinweisen auf die Abbildungen
zu begnügen, die der Leser stets zur Hand haben muss, um durch eigenes
Studium den knappen, mitunter geradezu aphoristischen Text zu ergänzen.