john Singer Sargent, El Jaleo
erträglich, wenn die Masse der englischen Bildnisse von I85o bis 1880
spurlos verschwände.
Whistler, der anglo-amerikanische Meister, steht natürlich ganz isoliert,
wenn man das Bildnis von dem hier angedeuteten Standpunkte aus betrachtet,
denn für diesen Farbenzauberer bietet das Modell nur ein interessantes
Motiv zur Schaffung neuer Farbenharmonien und dekorativer Raumfüllung.
Ausdruck und Charakter, die Psychologie des Dargestellten, sind bei ihm
den rein malerischen Problemen untergeordnet. Er hat heute, besonders
unter den „Glasgow-Jungen" eine ganze Reihe mehr oder weniger genialer
Nachahmer, von denen einige die Whistlerschen Ideen einer mehr psycho-
logischen Behandlung anpassen, keiner aber W es sei denn Lavery - bisher
wirklich Großes geleistet hat.
So entwickelt sich vor unseren Augen das Bild des englischen Porträts,
als um die Wende des Jahrhunderts ein Meister auftritt, der sich würdig der
Reihe der größten Bildnismaler aller Zeiten anschließt und der sich - man
kann es kühn aussprechen, ohne die Rolle eines waghalsigen Propheten zu
spielen a heute schon Unsterblichkeit gesichert hat. Es ist John Singer
Sargent, der die Erbschaft des Velasquez, des Frans Hals und des Gains-
borough angetreten hat.
Ich glaube nicht, daß die ganze Kunstgeschichte das Beispiel eines
Künstlers aufweisen kann, der, Schönheit und Wahrheit verbindend, in einer
langen Reihe von Bildnissen der Nachwelt einen so herrlichen Spiegel seiner