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zu Gastein ist es eher wieder zurückgesunken in die eigene I-Ialbvergangen-
heit. Kraft- und Prachtstücke Menzelscher Farbe, obgleich sie immer zäh
bleibt, gibt es ja, man erinnere sich bloß an die Reihen virtuoser Gouachen,
aber eine Spur von dem, was die jetzigen unter Licht und Luft verstehen,
ist darin nicht. Der farbige Impressionismus blieb ihm fremd, im Unqualiiizier-
baren der reinen Stimmung fand er sich nicht zurecht. Der Traum, die
Ahnung, all der Schwindel der Sinne, an dem sich das letzte Jahrzehnt
romantisch beduselt hat - lauter an sich wahre ästhetische Werte -
lagen jenseits seiner Sphäre. Er hatte die großen klaren Augen der reinen
Vernunft.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON
LUDWIG HEVESI-WIEN Sie
MATEÜRKÜNST. Ein vornehmes Damenkomitee, mit Gräfin Maria Theresia
Harrach an der Spitze, veranstaltete im Hagenbund zu wohltätigem Zweck eine
Amateurkunstausstellung, die ein großer Erfolg wurde. Von einer früheren ähnlichen Schau-
stellung her weiß man, daß in hohen und sehr hohen Kreisen reger Kunstsinn herrscht
und sogar eine Menge Talent vorhanden ist. Man könnte von einer Künstlergenossenschaft
in partibus sprechen. Mehrere Herrschaften haben sich ihre Sporen sogar auf den Kampf-
plätzen der Professionals längst verdient. Braucht man auf die stark gestimmten, von
eigenem Marinegeist belebten Seebilder des Erzherzogs Karl Stephan erst noch zu ver-
weisen? Oder auf die eindringlich studierten und farbenechten Blumenstücke der Erz-
herzoginnen Maria Josepha und Maria Theresia, denen sich die pastos in Farbe gesetzten
der Fürstin Albert von Thurn und Taxis anschlossen. jeder Kunstfreund kennt das frische
Talent der Gräfin Deym-Harnoncourt für das Tierstück, das des Fräuleins Elisabeth von
Kallay für das Porträt (diesmal ein brillant gegebenes ihrer Schwester). Bei Hofe wird der
Malerei nach wie vor viel Zeit und Lust gewidmet. Die Erzherzoginnen Marie Valerie,
Elisabeth Clotilde (treffliche Landschaften in Kohle) und Isabella (Amateurphotographien
von künstlerischem Schick) brachten sehr gewürdigte Arbeiten. Herzogin Maria Antonia
von Parma stellte balzende Auerhähne vor feinem, landschaftlichem Hintergründe mit fast
naturgeschichtlicher Akkuratesse dar. Selbst die über achtzigjährige Doyenne, Herzogin
Adelgunde von Modena, fand sich noch mit zierlichen kunstgewerblichen Malereien ein.
Manche der Herrschaften schöpfen direkt aus ihrem Leben und Treiben. Graf Karl von
Abensperg und Traun etwa, der das Leben des Rehbockes in einer Reihe famoser farbiger
Zeichnungen darstellte. Oder sie kommen durch besondere Umstände zur Kunstübung,
wie Graf Herbert Schaaffgotsch, dem eine lästige Krankheit Muße gab, vielbelobte Intarsien-
möbel mit jagdlichen Darstellungen zu schaffen. Den ehrlichen Ernst, mit dem die Natur
von manchen studiert wird, kennzeichnen unter anderem die großen farbigen Laub- und
Obststudien der Prinzessin Hedwig Windisch-Graetz. Die Landschaft ist wohl der be-
liebteste Tummelplatz der Talente. Sie wird mit großer Mannigfaltigkeit gesehen und
behandelt. Gräfin Czemin-Schönburg ist voll lyrischer Stimmung und trifft die Feinheiten
der Töne in Luh: und Schauplatz mit erstaunlicher Zartheit. Auch ihr Bildersehen in der
weiten, unbegrenzten Natur ist hervorragend. Gräfin Schönborn-Chotek überraschte mit
der Farbenglut, die sie einem Abend am Meere zu geben wußte. Prinzessin Taxis-Hohen-
lohe, die auch durch ihr gründliches Köpfe- und Aktstudium Respekt einfiößt, war in einer
Ginsterstudie bei Duino von einer ganz modernen Kraft und Kühnheit der Farbe. Gräfin
Coudenhove hatte ein luftiges Prager Dächermotiv von ungewöhnlicher Bravour. Gräfin
Bertha Kuenburg-Stolberg wirkte durch die Eigenart einer panoramischen Auffassung,