goldbrauner Samt in der Sonne. Pettenkofen, der mit Miller innig verkehrt hat und mit ihm
0B: in Italien gereist ist, steht in seiner Sammlung groß da. Für den Kenner haben gewisse
meisterhafte Vorstudien zu berühmten Bildern ein besonderes Interesse. So das kostbare
Stimmungsbild zum „Duell in der Au", das Schwarz-Weiß zur venezianischen „Näherin".
Zwei große, genial aus dem Ärmel geschüttelte Licht- und Luftszenen mit Zigeunem und
aus dem Bade laufenden Burschen sind als Bilder gar nie ausgeführt worden, in diesem
Zustande der Improvisation aber von größtem Reiz. Großes Vergnügen gewähren auch
zahlreiche Interieurs in Kohle und Kreide; der Raum als solcher und sein besonderes
Licht gibt schon ein Bild, und mit welchen eigentümlichen Ausstattungs- und StaiTagen-
sinn sind sie belebt! Manche sind im Fluge entstanden, auf der Reise (nach Italien etwa);
da war Pettenkofen der reine Stenograph. Venedig hat manches kostbare Blatt geliefert.
Ein Blick über die Dächer und Schornsteine, bei weitem durchleuchtetem Grau des
Himmels, ist besonders schön. Dann der Niederblick in die tiefe, schmale Calle dei
Fuseri, vom Goethe-Zimmer im Hotel Viktoria aus. Auch der wohlbekannte „Apotheker"
(richtiger Provisor) aus Venedig erscheint wiederholt, einmal auf einem lustigen Aquarell,
wo er gerade eine Flüssigkeit übergießt. Die ungarischen Stoffe kommen selbstverständlich
auch herangewimmelt. Brillante kleine Farbenszenen vom Markt in Szolnok, aber auch
ganz schlichte, unendlich wahre Zeichnungen. Ein paar Stegreifblättchen aus dem unga-
rischen Krieg, mit etlichen Tropfen Farbe und viel Wasser über die Bleistiftskizze hin-
gewaschen, sind von erstaunlichem Sonnenschein und Staubduft. Die Ausstellung hat viel
Vergnügen gemacht und der kundige Sammler sich dabei auch als Erläuterer Lorbeeren
geholt.
ODERNE RADIERÜNGEN. Im Hagenbund erregte eine ungemein reich-
haltige Ausstellung moderner Radierungen, meist aus den Beständen der Dresdener
Hofkunsthandlung Arnold, große Aufmerksamkeit und wuchs sich sogar zu einem Ver-
kaufserfolg heraus. Obenan stand Whistler mit jetzt teuer bezahlten Blättern aus seiner
sachlich zeichnenden detailreichen Frühzeit (Themsebilder) und auch späteren aus der
venezianischen Ton- und Hauchzeit, bei denen oft jeder einzelne Abdruck ein monotyp-
artiges Unikum von Eigenhändigkeit wurde. Wahre Kuriositäten sind das kleine Blatt der
Flottenschau bei dem Jubiläum der Königin, mit fast nichts als Raum, hinter dem ein
Gewimmel von Winzigkeiten stattiindet und dann, als Gegensatz, das „Gewitter", wo die
furiose Nadel förmlich Gewaltstreiche macht. An Whistler schlossen sich sein Schüler
Mortimer Menpes, der ihn wiederholt porträtiert hat, und sein Nachtreter Josef Pennell,
der übrigens als Federzeichner für Architekturen origineller ist. Dann Sir F. Seymour
I-Iaden, Whistlers Schwiegervater, der berühmte Chirurg, dessen Radiermotto war: Kein
Strich zu viel! Eine andere, natürlich schwer koloristische Note schlägt Frank Brangwyn,
der feurige Maler an, wieder eine andere, viel an Dürer, Rembrandt und Goya streifende,
der phantasievolle und doch realistische Alphonse Legros („Totentanw u. a.). Sir Charles
Holroyd, R. Goff, F. Burridge, Alfred East, E. Monk, W. Strang waren gut vertreten.
Mancherlei Persönliches in Anschauungen und Manieren. Welche Kinder sind wir im
Vergleich zu dieser Entwicklung.
KLEINE NACHRICHTEN 5h
IE „HEILIGE FAMILIE" VON BOTTICELLI. Die hier abgebildete
„Heilige Familie" von Sandro Botticelli ward vor einigen Wochen in Christies Auktions-
räumen an die bekannte Firma von T. Agnew ä Son um 52.500 Kronen verkauft. Das Bild
stammt aus der Sammlung des Grafen Dudley, von welcher es in den Besitz des verstorbenen
Mr. Wickham Flower überging. Obgleich es in keiner Liste der authentischen Werke
des Borentinischen Meisters zu finden ist, hat das Bild gewisse Züge und ist von so