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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 2)

von Robert Gaillard, der Marquise von Pompadour von Surugue, der Gräfin du Barry 
im Pagenkostüm von Beauvarlet. 
Zwei neue Techniken werden wesentlich in dieser Zeit, die Schabkunst und die 
Punktiermanier, und vollendet ausgebildet wird der farbige Stich. 
Die Schabkunst ist deutschen Ursprungs. Ihr Erfinder Ludwig von Siegen (Mitte des 
XVII. Jahrhunderts) ist hier vertreten durch das Bild der Landgräfxn Amalie von Hessen 
(1642) und durch die herbe Charakteristik der Tochter Jakob I. von England, der Gemahlin 
des Winterkönigs. 
Durch Prinz Rupprecht von der Pfalz wurde die Technik nach den Niederlanden und 
nach England gebracht und erreichte hier in den Händen englischer Stecher hohe Voll- 
kommenheit, die man in den Schabkunstblättern nach den Werken joshua Reynolds 
vorzüglich bewundern kann. 
Die Punktiermanier, die die Umrisse in weichen, unterbrochenen, geperlten Linien 
auflöst, wurden besonders kultiviert von Bartolozzi, einem Italiener, dessen Tätigkeit aber 
hauptsächlich in England liegt. 
Bartolozzis Schule zeigt das Bild der Königin Louise und ihrer Schwester in Punktier- 
manier von Schiavonetti nach Tichbeins Original gefertigt. 
Die delikatesten Reize kommen aus den farbigen Kupferstichen, die in ihren weichen 
hauchigen Abtönungen sich so gut für die Wiedergabe frauenhaften Charmes, zarten 
Teints und duftiger Gewänder eignen. Mehr als die französische Art, die mit dem Über- 
druck verschiedener Platten arbeitet, stimmt dazu die englische, die auf einer Platte Schab- 
kunst oder Punküermanier anwendet und dann die Flächen farbig antuscht. Bestrickende 
Proben verfeinerten Geschmackes sind Bartolozzis Miß Bingham und Lady Smith mit 
ihren Kindern und John Raphael Smith: Mrs. Robinson, die Vielgemalte. 
Im XIX. Jahrhundert herrscht zu Beginn der reine Linienstich, sein bedeutendster 
Vertreter (wir sehen hier von ihm ein Nonnenbildnis) ist Ferdinand Gaillard. Viele 
haben unpersönlich, etwas handwerksmäßig die Technik ausgeübt. Ihre Blätter haben als 
zeitgenössischer Bildersaal immerhin ein stoffliches Interesse. Sehr rührig zeigte sich in 
solcher Vervielfältigung Auguste Hüssener, die tout Berlin der Vierziger- und Fünfzigerjahre 
und alle interessanten und pikanten Acteurs und Actrices der Zeitbühne festhielt. Als 
Probe dieses umfänglichen, weitschweifigen Bilderwerkes sieht man hier auf einem Blatt, 
seltsam gepaart, Lola Montez und die Birch-Pfeiiifer. 
Im Fortgang des XIX. Jahrhunderts treten an Stelle des Linieustiches Radierung 
und Lithographie. 
Von radierten Portraits werden Blätter des Peter Halm (das Mutterbild), Wilhelm 
Leibl (das Tantenbild), Anders Zorn (Damenporträt) gezeigt. 
Viel Interesse erweckt zur Zeit eine Ausstellung alter und neuer Werke Lesser Urys 
bei Keller und Reiner. 
In dem Oberlichtsaal dieses Salons leuchten die farbenglühenden Impressionen von 
den Wänden. Eine Fülle des Lichtes strömt aus ihnen und die Luft schimmert transparent. 
Die seltsamen Töne der Übergangsstimmungen liebt Ury besonders. Er sucht seine Natur 
in den geheimnisvollen frühen Stunden, wenn aus den Schleiern heraus die Farben er- 
wachen, wachsen und wie Fanfaren über die Erde schmettern, und die abendlichen 
Dämmerungen, wenn im letzten Verlöschen noch einmal der Horizont erglüht. Die 
Wunder von Licht und Luft bannt Ury und ihre Phantasien läßt er gern an baumum- 
standenen Wasserüächen spielen, die all die schimmernde Herrlichkeit in ihrem Spiegel 
empfangen und aus ihm rückströmen. 
Diese koloristischen Symphonien über den Wassern sind voll tiefer, stiller Gewalt. 
F. P.
	        
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