Stich von G. C. Bodenehr nach G. S. Rugendas Untertasse, Meißen, um 1740 (Sammlung des
Herrn Dr. v. Dallwitz, Berlin)
Weimannischen botanischen großen Werke auch anderen dergleichen
Zeichnungen dazu des Albani so sehr gepriesene invention von allerhand
Arten derer Vögel nach ihrer Gestalt und Farbe, das nächstens aus England
erwartet wird". "'
In Frankenthal wurde im Jahre 1762 bei der Übernahme der Fabrik
durch den Kurfürsten von den I-Iannong eine Kupferstichsammlung im Werte
von 780 Gulden übergeben, und von der Kupferstichsammlung von Fürsten-
berg hat sich noch ein Inventar aus dem Jahre 1770 erhalten. Es ist anzu-
nehmen, daß auch die anderen Porzellanfabriken ähnliche Vorbildersamm-
lungen besessen haben; sicher ist dies von der kaiserlichen Porzellanmanu-
faktur in Wien.
Daß diese Stiche nicht nur von den Porzellanmalern, sondern auch von
den Modelleuren benutzt worden sind, hat Christian Scherer an mehreren
Fürstenberger Gruppen nachgewiesen. i" Aber nicht nur die wenig schöpfe-
rischen Fürstenberger Modelleure, sondern auch die Bildhauer anderer
Manufakturen haben nicht selten Stichen ihre Kompositionen entnommen.
Es soll die Aufgabe dieser Untersuchung nicht sein, den Umfang der
Verwendung von Stichen in der Porzellankunst nachzuweisen; das bleibt
den noch zu erwartenden ausführlichen und gründlichen Monographien der
einzelnen Manufakturen vorbehalten. Es soll hier nur an einigen Beispielen
gezeigt werden, in welcher Weise die Entlehnung vor sich ging, ob in der
Benützung des Stiches sich ein größerer oder geringerer künstlerischer Sinn
geltend gemacht hat.
Im allgemeinen kann man sagen, daß die Benützung von Stichen durch
die Porzellanmaler vor 1740 eine Ausnahme, nach diesem Zeitpunkte die
' K. Berling, Das Meißener Porzellan und seine Geschichte. Leipzig, xgoo, S. 1x4.
'" Vgl. Ch. Scherer, Bemerkungen über Modelleure der Fürstenherger Porzellanmanufakxur und ihre
Modelle, in Kunstgewerbeblatt, Neue Folge III, 1892, Seite 32 H.