stellte auch der ursprünglich in
Meißen, dann in Berlin tätige Maler
Karl Wilhelm Böhrne seine Land-
schaften in Stichen den Porzellan-
malern zur Verfügung. Über ihn und
seine Tätigkeit an der Berliner Por-
zellanmanufaktur ist in der nächsten
Zeit eine umfassende Arbeit von Jaro
Springer zu erwarten.
Auch die in der Frühzeit der
MeißenerManufakturbeliebtenHafen-,
Fluß- undParklandschaften mit kleinen
Figuren in lebhaften Farben sind wohl
von den Porzellanmalern selbständig
erfunden worden. Dagegen gehen
wieder die frühesten „deutschen
Blumen" mit und ohne Schlagschatten
auf Stiche zurück "' und ebenso lassen
sich in den vielfachen Schlachtendar- Kaffeekanne Berlin um 1765 (Sammlung des Herrn
stellungen dieVorbilder in Stichennach ' m, R 91mm, 8mm)
Rugendas, Wouwerrnann und anderen
nachweisen. Dem iigurenreichen Stiche wurden in der Regel nur die Hauptzüge
entnommen, die Nebentiguren und das Beiwerk fortgelassen oder verändert.
Wie auch hierin feinfühliger Geschmack betätigt werden konnte, zeigt
die auf Seite 25 abgebildete Untertasse mit eisenroterMalerei aus derSammlung
des Herrn Dr. v. Dallwitz in Berlin, bei der der Besitzer als Vorlage der
Darstellung einen Stich von G. C. Bodenehr nach G. S. Rugendas nach-
gewiesen hat. Mit großem Geschicke ist die Komposition dem Runde ange-
paßt und durch die Wolkenstreifen und den Hügel links im Bilde ein gutes
rythmisches Gleichgewicht in die Darstellung gebracht worden. Bei der
Dekoration der zugehörigen Tasse ist ein Stich aus derselben Folge von
Bodenehr nach Rugendas benützt worden, und zwar ist die Komposition um
eine Figur bereichert worden, um den ausgeplünderten Bauern, dem die
Soldaten die Ernte rauben.
In anderen Fällen werden beliebig einzelne Figuren oder Gruppen aus
den Vorlagen herausgegriffen und ohne Rücksicht auf den ursprünglichen
Zusammenhang verwendet. Besonders die Berliner Maler verwerteten die
Stiche nach Watteau derartig in ausgiebigster Weise. Einen interessanten
Beleg für ihre Arbeitsweise bietet die Kaffeekanne aus der Sammlung
des Herrn Dr. F. Clemm in Berlin, die zu einem Service gehört, das
Friedrich der Große dem General de la Motte-Fouque geschenkt haben
soll. H Die auf der dem Beschauer zugewandten Seite abgebildete
' A. I. O. Seite XIX.
"f Vgl. Europäisches Porzellan u. s. w. Seite XXIX und x08.