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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 1)

die Genossenschaft von Mensch und Tier. Der eigentümliche Reiz, welchen 
er derartigen Szenen verleiht, entspringt jenem feinen, künstlerischen Gefühle, 
welches jeden Gesichtspunkt einschließt. Es gibt eine gewisse Art der 
Malerei, welche sich am 
besten als ein Zusammen- 
fassen des Form- und Inhalts- 
wesens der Natur bezeich- 
nen läßt. Sie erfordert einen 
Geist, der, anstatt das Ab- 
strakte zu studieren, die Be- 
obachtung des Konkreten 
pflegt. Dieser Art ist die 
Kunst Joseph Crawhalls. 
Wie bereits erwähnt, ist 
Crawhall besonders erfolg- 
reich in der Wiedergabe indi- 
viduellen Charakters und 
nirgends fallt dies mehr auf 
als in seinen reizenden 
Studien von Vögeln. Die 
mächtigen Instinkte, auf 
denen ihr ganzes Dasein ba- 
siert, die ihnen eigene Klug- 
heit, Vorsicht und Vorsorge, 
die Treue und das gewisse 
Moralgefühl, welches wir in 
dem Federvolk so entwickelt 
finden, alles dies macht ihr 
Leben und ihre Gewohn- 
 , . heiten zu einem der inter- 
Jonph c,awha„_„apag„,n essantesten aller Probleme 
der Natur. In den verschie- 
denen Vogelgattungen finden wir die Gegenstücke zu gewissen Klassen von 
Individuen. So werden die Eule und der Storch allgemein als Repräsentanten 
derWeisheit undWürde angesehen; die Elster und die Dohle sind die Industrie- 
ritter; der Kuckuckist der unverbesserliche Zigeuner und die Raubvögel bilden 
die kriminelle Bevölkerung. Die häuslichen Tugenden sowie die daraus 
erwachsende Eifersucht und häuslicher Zwist sind in der Taube verkörpert 
und der Gefiügelhof spiegelt jede bekannte Phase des Familienlebens auf 
Erden in einer wahrhaft verblüffenden Konglomeration von Typen und 
Charakteren. 
Crawhall malt alle diese Vögelcharaktere mit einem Einblick in ihr 
wahres Wesen, welcher beweist, wie genau er sie beobachtet hat. Seine 
Dohle ist der lustige Spitzbube, der von seinem Mutterwitz lebt und sich an
	        
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