Landschaftliche Stimmungen sind bemerkenswert bei Rudolf Junk, Viktor Stretti (Prag) und
Baar. Die Leitenden des Bundes haben diesmal nicht minder Glück. L. F. Graf mußte zwar
leider ein poetisch stilisiertes Frauenbildnis bald zurückziehen, aber D. Goltz großes Bild
„Die Gebirgsbotin" ist voll ruhiger Wahrheit in der klaren Nachmittagsluft und dem ruhigen
Hintereinander einer waldigen Hügelgegend. Uprkas „FeldarbeiteW und die Landschaften
von I-Iudecek, Ranzoni, Witt, Luntz und so weiter sind vortrefflich, Hampels japanisiertes
deutsches Lied „Es hat die Rose sich beklagt" und anderes dergleichen ist appetitliche
Kuriosität, das man nicht buchstäblich zu nehmen braucht. Auch etwas Plastik (Mestrovic,
„Fräulein Medizin") und sehr gute Graphik (Coßmann, Wesemann, Lux, Suppantschitsch)
ist vorhanden. Eine inhaltsreiche Ausstellung, von Josef Urban behaglich eingerichtet.
KLEINE AUSSTELLUNGEN. Bei Artaria (Kohlmarkt) sah man eine sehr
appetitliche Ausstellung von graphischen Originalarbeiten österreichischer Künstler.
Ferdinand Schmutzer, der Vielversucher, zeigte sich in allen Stärken, von seiner Riesen-
radierung des Joachimquartetts und dem ähnlich energischen Schwarzweiß des „Ateliers
Korschann in Paris" bis zu den zierlichsten, hell belichteten Blättchen. Orlik amüsierte durch
allerlei Putzigkeiten, wie die kleine Farbenlithographie „London girls", daneben sah
man aber auch seine charaktervolle Profilradierung Gustav Mahlers. Die farbigen
Lithographien Engelharts haben viel Ursprünglichkeit; das Porträt des Malers Lenz ist mit
brillantem Zeichnerwitz gegeben. Unger, Moll, Jettmar, Andri, Zdrasila und noch eine
ganze Schaar Junge, jüngere und Jüngste schlossen sich an. Von C. M. Schwerdtner
waren eine Anzahl fescher Bronzeiigürchen eingestreut. - Bei Pisko ist Vaclav Radimsky,
unser in Givemy lebender Landsmann, wieder aufgetaucht. Seine große Bilder- und Studien-
reihe zeigt ihn rastlos auf dem unerschöpflichen Gebiete der malerischen Impressionen,
wo er in Claude Monets Fußspuren tritt. Auch dessen Schauplätze (Giverny, Rouen) sind
ihm vertraut. Wie Monet variiert er gern das nämliche Motiv unter verschiedenen atmo-
sphärischen Bedingungen, Endet aber auch Eigenheiten für sich in Stoff, Licht und Luft.
Seine letzten Bilder stellen die Hyacinthen- und Tulpenfelder Hollands (Harlem, Hillegom)
dar, weniger in Knalleffekten als auf duftigere Wirkungen hin. „Frühling in Hillegom" ist
eines der schönsten. Neben Radimsky sah man zahlreiche ungleichwertige Veduten von
Erwin Pendl und eine Anzahl schwer geratener Stimmungen von J. Koganowsky. - Bei
Artin (Stephansplatz 4) interessiert ein neues Ausstellungslokal im ersten Stocke des Deutschen
Hauses durch den altmodisch gediegenen Charakter der Zimmer (im Palast des Deutschen
Ritterordens!) mit prächtigen Stuckreliefdecken und kunstvoll eingelegten Fußböden. Es
wurde vor Weihnachten viel besucht. Zahlreiche Altwiener Bilder (Danhauser, Gauermann,
Kriehuber, Wurzinger, J. B. Reiter) interessieren, dazu Neues, Hochmodemes von Slevogt,
Thoma, Orlik, Engelhart, Sigmundt, Andri und anderen. Für die moderne vervielfä-iltigende
Kunst hat Artin ein neues Zentrum geschaffen.
OF- UND STAATSDRÜCKEREI. Das hundertjährige Bestehen dieses groß-
artigen Instituts, das schon auf der Londoner Weltausstellung 185i durch Ver-
leihung der einzigen in diesem Fache verliehenen „council medal" als einzig in seiner Art
anerkannt wurde, hat zur Herausgabe eines Prachtwerkes geführt, das ein dauerndes
Denkmal seiner jetzigen Leistungsfähigkeit bleiben wird. Dieser mit höchster Gediegen-
heit ausgestattete Folioband („Die k. k. I-Iof- und Staatsdruckerei 18o4-x9o4") enthält
drei ausführliche Darstellungen des Entwicklungsganges der Anstalt, in geschäftlicher,
technischer und künstlerischer Hinsicht. Der Verfasser der ersten Abhandlung ist nicht
genannt, die beiden folgenden rühren von Professor A. W. Unger und Dr. Josef Dernjac
her. Das ganze Werk präsentiert sich als moderne, ja hochmoderne Leistung der Buch-
herstellungstechnik und Buchausstattungskunst. Es ist um so interessanter dies zu konsta-
tieren, als es den durchgreifenden Fortschritt im zeitgemäßen Sinne kennzeichnet, der
unter der Leitung des l-Iofrats E. Ganglbauer in die ehrwürdige Anstalt eingezogen ist.