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Dieses Verdienst zu würdigen sei folgende Stelle aus dem Aufsatze Prof. Ungers angeführt:
„Ein mitunter recht verbitterter Widerstreit entbrannte darob auch in den engeren Fach-
kreisen und so brauchte es geraume Zeit, bis die, von den ihr anfänglich anhaftenden
Unzulänglichkeiten befreite, heute dominierende Art der Buchausstattung fast allerorten
zur Geltung kam. Auch die Staatsdruckerei wollte sich nicht durch frühes Erscheinen auf
dem umstrittenen Gebiet exponieren, welches Bestreben anläßlich der Pariser Weltaus-
stellung igoo deutlich zum Ausdruck kam, und sie beschränkte sich mit allzu ängstlicher
Vorsicht auf die Fälle, in welchen eine moderne Ausführung vom Besteller strikte
gewünscht worden war. Hieher gehört die auch als Buchdruckarbeit sehr gediegene
Publikation des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, betitelt „Kunst und
Kunsthandwerk", welche als Monatsschrift seit 1898 erscheint und ein vom bis dahin Her-
kömmlichen entschieden abweichendes Gepräge aufweist. Die in jüngster Zeit entstandenen
Werke beweisen nicht nur, daß mittlerweile die Staatsdruckerei mit vorzüglichem Erfolg
die so zahlreich gegebenen künstlerischen Anregungen verwertet hat, sondern daß sie auch
hier wieder schöpferisch vorangeht." In diesem Sinne ist denn auch das vorliegende
Prachtwerk mit Freude zu begrüßen. Es zeigt die harmonische Wechselwirkung aller
modernen Kräfte im günstigsten Lichte. Von dem schönen Papier (Schlöglmühl), mit
Moserschen Wasserzeichen, bis zu dem gediegenen Moserschen Ledereinband der Gala-
exemplare aus der Wiener Werkstätte ist alles von dem gleichen Geiste sachlichen und
persönlichen Ernstes getragen. Gedruckt ist der Text mit einer in der Staatsdruckerei
neu geschnittenen Buchschrift „Plinius", bei deren Durchbildung Rudolf v. Larisch
entscheidend mitgewirkt hat. Die mannigfaltig erfundenen Einrahmungen und Initialen
nebst sonstigem Zierwerk sind Professor Koloman Moser zu danken, der auch die
künstlerische Ausführung des Ganzen überwachte. Die Holzschnitte, teils Original, teils
photozinkographisch reproduziert, sind von C. O. Czeschka. Sie stellen die Schauplätze
und den Hergang der mancherlei Arbeiten in der Anstalt mit großer Lebendigkeit dar und
fügen sich mit ihrem typographisch gestimmten Schwarz und Weiß treiilich in das
Gesamtbild jeder Druckseite ein. Auf zahlreichen Bildtafeln sind authentische Porträts
von beteiligten Persönlichkeiten wiedergegeben. Den Anfang macht ein farbiger Kombi-
nationsdruck nach Horovitz' Bildnis des Kaisers, den Schluß ein Dreifarbendruck mit der
Ansicht des 1890 erbauten neuen Hauses, nach einem Aquarell von L. Müller. So fügt
sich all dieses Vielerlei in ein organisches Gebilde, das der Anstalt und ihren Mitarbeitern
zur Ehre gereicht.
KLEINE NACHRICHTEN 50'
DIE "PIETÄ VON RAPHAEL BONNER IM DOME ZU GURK
(KÄRNTEN). Der Dom zu Gurk, eines der hervorragendsten Baudenkrnale des
an Kunstschätzen reichen Alpenlandes Kärnten, birgt in seinem Innern die bedeutendste
Schöpfung Raphael Donners auf religiösem Gebiete, die Kolossalgruppe der Pietä, in Blei-
guß ausgeführt.
Lange Zeit hat es gedauert, bis dieses Meisterwerk als solches erkannt und von der
kunsthistorischen Forschung seinem wahren Werte nach gewürdigt wurde, leider nicht
mit dem gewünschten Erfolge; einerseits sind den betreffenden Abhandlungen nur unvoll-
kommene Abbildungen beigegeben," andererseits fand nur ein ganz kleiner Kreis von
Verehrem der Donnerschen Muse Zeit und Gelegenheit, das abgelegene Gurktal auf-
zusuchen und sich an der monumentalen Würde sowie an der edlen Großartigkeit der
ergreifend schönen Komposition zu erfreuen.
' Infolge der Lichtvexhiltniase des Domes gelingen photographische Aufnahmen nur in seltenen Fällen.
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