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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 1)

 
Pietä von Raphael Donner im Dome zu Cvurk. Nach dem Originale aufgenommen von Karl Sebastian 
Plastische Reproduktionen waren gleichfalls nicht geschaffen worden, so daß die 
Gruppe sowohl der Mehrheit der Kunstfreunde als auch den meisten Künstlern nach wie 
vor so gut wie unbekannt blieb. 
Vor zwei Jahren sah sich nun das Ministerium für Kultus und Unterricht mit Rücksicht 
auf den fühlbaren Mangel an geeigneten Lehrbehelfen für die Pflege der kirchlichen Kunst 
an seinen kunstgewerblichen Unterrichtsanstalten veranlaßt, eine Kopie der Pieta in 
halber Größe des Originals zunächst für den Unterrichtsbedarf der erwähnten Bildungs- 
stätten, aber auch als Anregungsmittel für künstlerische Bestrebungen überhaupt an- 
fertigen zu lassen; diese Arbeit war dem Absolventen der Kunstgewerbeschule des Öster- 
reichischen Museums für Kunst und Industrie, derzeit Lehrer an der k. k. Fachschule für 
Holzbearbeitung in Hallstatt, Johann Wildburger, die Herstellung der Reproduktion der 
Gipsgießerei des Museums (M. Schroth) übertragen. 
Ein Abguß dieser gelungenen Kopie zierte vor kurzem gelegentlich der im Novem- 
ber-Dezember 1904 durch die Unterrichtsverwaltung veranstalteten Ausstellung von 
Schülerzeichnungen kunstgewerblicher Lehranstalten und von Übungsarbeiten der Lehrer- 
kurse in Salzburgi den Säulenhof des Museums. 
Nicht ohne Absicht wurde die Pietagruppe als Mittelpunkt der Ausstellung gewählt; 
es konnte für diese Exposition, die in ihrem ganzen Wesen und in all ihren Einzelheiten auf 
reines Naiurstudium basiert war, wohl kaum ein würdigeres führendes Objekt gewonnen 
werden, als gerade diese Leistung des Meisters, der ohne die Antike aus eigener An- 
schauung zu kennen, durch liebevolle Vertiefung in den unendlichen Formenreichtum der 
Natur und durch treues Studium derselben zu wahrhaft klassischer Empfmdungsweise 
vorzudringen suchte, ein Streben, das, wie mit Recht von berufener Seite behauptet wird, 
ganz besonders in dern Engel zu Seiten der Madonna ihren vollendetsten Ausdruck 
erreicht hat. 
Alle Vorzüge des Meisters, der die Plastik aus dem Banne der Architektur erlöst 
und sie wieder zu selbständiger Bedeutung emporgehoben hat, kommen in der Gurker 
Pietä zum Ausdrucke. I-loheitsvolle Idealität gepaart mit schlichter Anmut, großzügige 
Anordnung, feines Verständnis für die Bedingungen des Materials, und ein wunderbares 
" Siehe Seite 35.
	        
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