war dort eben nur eine Nebenbemerkung. Übrigens konnte sie wohl dadurch glaubhaft
erscheinen, daß ich schon auf Seite 23 eingehend über die vorderasiatischen (syrischen)
und indischen Einwirkungen auf China, besonders auch über die durch Hirth festgestellte
Einfuhr syrischer Stoffe in China gesprochen hatte. Denn wenn
wir wissen, daß vorderasiatische Stoffe nach Ostasien gekommen
sind, und wir dort einen alten Stoff finden, der einem vorder-
asiatischen offenbar nachgebildet ist, so liegt gewiß kein Grund
vor, die ostasiatische Nachahmung in eine wesentlich andere
Zeit zu versetzen als das Vorbild. Vorderasiatische Arbeiten
sind aber in einer der Nachahmung wirklich ähnlichen Form
höchstens bis in die frühsarazenische oder frühbyzantinische Zeit
nachzuweisen; spätere Beispiele konnte ich nicht anführen.
Auch stimmt das Ornament außerhalb der Kreise bei dem
Stoffe aus Nara ganz mit Arbeiten etwa des VI. bis VIII. jahr-
hunderts und nicht mehr mit denen späterer Zeit.
Es erschien mir also an jener Stelle nicht nötig, etwa
auftretende Zweifel an der Richtigkeit der japanischen Datierung
des Stückes erst ausführlich zu widerlegen, und es könnte im
ersten Augenblicke auch hier nicht nötig erscheinen.
Da es heute nun aber einmal üblich ist, an den japanischen Teilvinsssvidenstvßesaßsdem
Datierungen zu zweifeln, so erlaube ich mir, mich hier auf einen Nuhhssf d'sj'P'"i5'h'" F"
der bedeutendsten Kenner japanischer Kunst in Europa zu i'm ähyfm" 1' ("s N"a'J'm
in Tokyo), nach Milnsterberg
beziehen, auf Professor Dr. Ernst Grosse in Freiburg i. Br.,
der, nebenbei bemerkt, das städtische Museum Freiburgs zu einem der wenigen in
Mitteleuropa gemacht hat, die echte altjapanische Kunstwerke besitzen.
Professor Grosse schreibt mir: „Die Japaner haben sicherlich ein größeresWissen und
ein besseres Urteil über ihre eigene Kunst, als wir Europäer, die wir eben erst durch die Tür-
spalte geblickt haben. Sie besitzen eine kunsthistorische Tradition, die mindestens ebenso
alt und zuverlässig ist wie die europäische und es fehlt ihnen auch durchaus nicht an dem
Willen und an der Fähigkeit zur Kritik. Sie brauchen nur einige neuere Werke wie die
Kunstzeitschrift Kokkwa oder das Bilderwerk von Tajima zu durchblättern, um sich zu
überzeugen, daß die japanischen Kunstforscher nicht unkritischer sind als die europäischen.
Zugleich werden Sie freilich sehen, daß über das Alter und die Herkunft mancher Kunst-
werke in Japan ebenso viele und große Meinungsverschiedenheiten bestehen wie in
Europa auch. Glücklicherweise sind aber gerade jene Objekte, auf welche es Ihnen
ankommt (nämlich die Stoffe aus Nara wie der oben angeführte), kritischen Anzweiflungen
am wenigsten ausgesetzt. Sie gehören nämlich zu den Schätzen, die _ wie urkundlich
bezeugt ist - von dem Kaiser Shyömu I. (724-748) dem To-dai-ji in Nara übermacht
und seitdem in einem eigenen Gebäude - dem Shyo-so-in - sorgfältig aufbewahrt
worden sind.
Der Shyo-so-in ist kein öffentliches Museum, sondern ein verschlossenes Schatzhaus,
das nur in ziemlich langen Zwischenräumen - wenn ich nicht irre - einmal unter jeder
Regierung von einer kaiserlichen Kommission geöffnet wird, die alsdann den Inhalt ganz
oder vielleicht auch nur teilweise mit dem Inventare vergleicht. Ich habe niemals gehört,
daß dem Vermächtnisse des Kaisers Shyömu in späteren Zeiten Stücke hinzugefügt wären;
jedenfalls ist mir nichts bekannt, was uns berechtigte, an dem Alter der dern Shyömu
ausdrücklich zugeschriebenen Gegenstände zu zweifeln. Es könnte sich nur fragen, ob sie
nicht zum Teile schon aus älterer Zeit und aus fremden Ländern stammten . . ."
Dies ist übrigens tatsächlich von den japanischen Gelehrten und damach von den
oben angeführten Forschern und von rnir angenommen worden; der eben erwähnte Stoff
scheint nämlich aus China eingeführt zu sein. Die chinesische Umbildung der Formen
wurde in meiner Arbeit auch näher besprochen.