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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 1)

lichen Form, sowohl als Reittiere höherer Götter als auch selbständig als I-Ialbgötter er- 
scheinen. Die hier abgebildeten Darstellungen stammen aus Säntschi und sind gewiß nicht 
jünger als das erste Jahrhundert nach Christi Geburt. 
Wir dürfen diese Tiere also jedenfalls auch als 
buddhistische auffassen. Dann gehören aber alle drei 
Tierarten des auf Seite 86 abgebildeten Stoffes in den 
buddhistischen Kreis: die Elefanten, die Garuda und 
die Kilin, die ja auch durch den Buddhismus erst nach 
China gelangt sind (Grünwedel, a. a. 0., Seite 18). Es 
Gottheiten. auf Gmdasgestaken lsgricht nicht dagegen, daß möglicherweise-auch das 
reitend, von einem Reim zu säm ugelpferd selbst von den Indern irgend einmal aus 
wen Nach t-„unwedd Vorderasien übernommen worden ist; seither sind eben 
Jahrhunderte veriiossen. 
Dieses Zusammentreffen dreier buddhistischer Tiere kann wohl kein Zufall sein; es 
spricht also auch dieser Stoff trotz des dem persischen ähnlichen Greifen eher für als 
gegen einen Zusammenhang des Scheiben(Perlen)motives mit Ostasien. 
Der Stoff auf Tafel 38 b meiner angeführten Arbeit gehört wohl auch in eine 
Gruppe mit diesem Stücke. Ich möchte hier noch darauf hinweisen, daß die Kreis- 
umrahmungen des Stoffes auf dem sasanidischen Steinrelief eine andere ist und 
offenbar mehr dem syrisch-vorderasiatischen Typus entspricht. Das erwähnte Stück in 
„L'Art du Japon" - Tafel XX, 25 - zeigt, da es ein vorderasiatisches Motiv, die Jagd- 
darstellung, wiederholt, um das perlenartige Scheibenmotiv auch noch die übliche Ranke 
der vorderasiatischen Stoffe. 
Vielleicht dürfen wir in der eigentümlichen Zickzack-Ornamentierung der Hälse 
sowohl des Kilins als des Greifen auf dem abgebildeten Stoffe gleichfalls chinesischen 
Einfluß erkennen; denn wir finden ähnliche Grundfüllungen in europäischen Stoffen 
gerade dort wieder, wo chinesische Einwirkung unleugbar ist (Tafel roo a der „Künst- 
lerischen Entwicklung etc."). Im ganzen darf man also wohl kein Bedenken tragen, in 
dem Stoffe mit den eigentümlichen buddhistischen Tieren und den Scheibenkreisen 
chinesischen EinBuß zu sehen - ob einen chinesischen Stoff selbst, läßt sich heute wohl 
noch nicht entscheiden, auch nicht, in welcher Weise der sasanidische Stoß auf den 
buddhistischen oder dieser auf jenen gewirkt haben kann. Unwahrscheinlich diinkt mir 
auch nicht, daß der Garuda in den Augen der Mittelmeervölker des frühen Mittelalters 
immer noch als Hippokamp, das Kilin als Pegasus oder Sonnensinnbild und der Elephant 
allenfalls als Kriegs- oder Zirkustier galt; das können aber nur Urndeutungen sein, wie sie 
sich gerade in der Textilkunst vielfach nachweisen lassen (a. a. 0., Seite 127, Anmerkung 3); 
in so äußerlicher Weise haben sich Kunstmotive nicht ursprünglich entwickelt. Alle wich- 
tigen Motive der Kunst hatten ursprünglich religiöse oder sonst höhere geistige Bedeutung. 
Wir hätten hier also eine bestimmte Gruppe frühmittelalterlicher StoEe in Beziehung 
zu Ostasien gesetzt. Nun können wir vielleicht aber noch einen Stofftypus, freilich ganz 
anderer Art, mit Ost- oder Südostasien in Verbindung bringen. 
Ich habe schon in meiner mehrfach angeführten Arbeit (Seite 29, Anmerkung 2) die 
Vermutung ausgesprochen, daß die in Ägypten vorauszusetzende Batikerzeugung ebenso 
wie die ganze Baumwollkultur Ägyptens wahrscheinlich aus Indien eingeführt worden ist. " 
" Wie ich in meiner Arbeit (Seite 29, Anmerkung 2) schon hervorgehoben habe, stimmt die 
Beschreibung eines ägyptischen Färbeverfahrens bei Plinius nicht ganz mit dem Wachsdeck- (oder Batik-) 
Verfahren, mit dem Forrer es zu identifizieren sucht. Nach dem später zu besprechenden Werke von RouGaer 
und juynboll, das ich bei der erwähnten Arbeit leider noch nicht benützen konnte, wäre bei Plinius ein Beiz- 
verfahren beschrieben. Übrigens scheint auch dann die Beschreibung ungenau und übertrieben zu sein. Auch 
dürfen wir wohl annehmen, daß sich das altägyptische Beizverfahrcn ähnlich wie das spätere europäische als 
Nachahmung indischer Farbengehung entwickelt hat. Wenn Plinius aber auch ein Beiz- und kein Deckverfahren 
(mit Wachs oder anderem) beschreibt, so ändert das natürlich an der Tatsache nichts, daß in ägyptischen 
Gräbern batikartige Stoffe gefunden worden sind; nur wäre zu untersuchen, ob nicht manche für batikartig 
gehaltene Stücke im Beizverfahren hergestellt sind. 

	        
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