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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 1)

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Ich wiederhole hier, daß das Batikverfahren im wesentlichen in folgendem besteht: 
es wird das beabsichtigte Muster oder der Grund des Musters mit geschmolzenem Wachse 
auf beiden Seiten des Stoffes - früher war dies 
wohl ausschließlich bei Baumwollstolfen der Fall - 
mittels einer Art Füllfederhalters (später auch 
mittels Modeln) aufgetragen und der Stoff dann in 
ein Farbbad getaucht; wenn das Wachs damach 
(mit heißem Wasser oder durch Abkratzen) wieder 
entfernt wird, bleibt die Farbe an den früher unge- 
deckten Stellen zurück. Man erhält so eine sehr 
satte und weiche Farbengebung, die auch in 
mehreren Farben durchgeführt werden kann. 
Ich habe in dem genannten Werke mehrere 
derartige Stoffe, auch mit reichen Figuren (Tafel 19), 
besprochen; darunter auch einen, den ich auf Seitego 
wiederhole. Es hat dieses Stück zu einem bemer- 
kenswerten Mißverständnisse Veranlassung gegeben. 
Wickhoff sagt von ihm (in einer Besprechung 
meiner Arbeit in den „Kunstgeschichtlichen An- 
zeigen", Innsbruck xgo4, Seite x24): „Der Stoff 
hat Blumenkörbchen in Kreisen, die in einem zu- 
sammenhängenden Gerimsel ausgespart sind. Dies 
ganze Gerimsel ist spätgotisch, also vor dem 
XV. Jahrhunderte überhaupt nicht möglich. Der 
Stoff mit seinen sentimentalen Blumenkörbchen ist 
jedoch noch später, ein holländischer Zitz aus dem 
xvnl- Jahrhunderte-u Es liegt mir daran: diCSCS Teil des gefärbten Baumwollstoffes im Musee 
Mißverständnis zu beseitigen, da dieser Punkt neben du commei-ee zu Lyon, in natürlicher Größe 
einer abweichenden Meinung über die Datierung 
der ältesten ostasiatischen Stoffe eigentlich der einzige wesentliche in meiner Arbeit ist, 
den Wickhoff bestreitet. Auf einige Nebenpunkte einzugehen, wird sich wohl noch Gele- 
genheit finden; hier könnte es nur stören." 
Unter Zitz verstand man früher (Savary, „Dictionnaire universel du commerce", 
Kopenhagen, 175g ff. unter „Chites") sehr verschiedenartige, bedruckte oder gefärbte 
Stoffe, heute versteht man darunter aber wohl nur bedruckten (Glanz-) Kattun. 
Um die Anschauung Wickhoffs aufrecht zu erhalten, müßte man zunächst also wohl 
beweisen, daß der Stoff kein „batikax-tiger" ist, wie ich bei dem Stücke (Tafel 23) angebe, 
sondern ein Druckstoff. 
Denn, wenn der Stoff wirklich ein batikartiger ist, so wäre schon dadurch seine 
Entstehung auf europäischem Boden im XVIII. Jahrhunderte ganz ausgeschlossen. In den 
Nachträgen des oben erwähnten Dictionnaires von Savary findet sich zwar unter „Toiles 
en rouge" eine Nachricht über ein vom P. Coeurdoux besprochenes vorderindisches Ver- 
 
' Ich erwähne z. B. die Bestimmung des Stoffes aufTafel x05 c, den ich in Übereinstimmung mit Lessing, 
dessen ausgezeichnetem Werke die Darstellung entnommen ist, für eine Arbeit des XIV. Jahrhunderts erklärt 
habe. Auch glaube ich, daß das Stück auf den Tafeln 14:, 24a wohl doch spätestens Anfang des XVILJahr- 
hunderts entstanden ist, wenn es auch süddeutsch sein mag; ich hatte mich bei der Bestimmung vielleicht zu 
stark an die Überlieferung des Museums gehalten. jedenfalls sind aber nicht „Tugenden" dargestellt, sondern 
wie ich erwähnte, Liebesszenen einer antiken Gottheit. Es hat sich nun zu dem bereits angeführten Gegenstücke 
im Frankfurter Kunstgewerbemuseurn noch ein drittes im Troppauer Museum gefunden. Vielleicht wird es also 
noch gelingen, über diese bemerkenswerte Arbeit größere Klarheit zu erlangen. 
Wenn ich die Bauten der italienischen „Proto-Renaissance" dem XII. jahrhunderte zugewiesen habe, 
so kann ich mich hiebei auf F. X. Kraus ("Geschichte der christlichen Kunst" Freiburg in Br. 1897. II S. x44) 
berufen; doch wird sich, gerade hierüber zu sprechen, wohl noch Gelegenheit finden. 
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