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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 1)

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fahren, das dem echten Batikverfahren 
verwandt ist und seit 1755 - aber offen- 
bar nur während ganz kurzer Zeit und an 
einer einzigen Stelle - in Paris ausgeübt 
wurde. Die Beschreibung Coeurdoux' ist 
in dem Werke von Rouffaer und Juynboll 
„Die indische Batikkunst" (Leyden, 1900 ff, 
Seite 60 ff) von neuem abgedruckt. Von 
diesem Verfahren heißt es bei Savary „sa 
preparation n'a rien de commun avec celles 
qui ont ete usitees jusqu' ä ce jour." Und, 
daß sich diese mühsame Arbeitsweise 
nicht einbürgern konnte, ist bei den 
sozialen Verhältnissen und der schon 
ziemlich vorgeschrittenen Drucktechnik 
des XVIlIJahrhunderts leicht begreiflich; 
auch wurde die dem Verfahren eigene 
weiche Verschwommenheit der Formen 
und Farben in jener Zeit wohl kaum 
noch als Vorzug empfunden. Jedenfalls 
ist dieses vorderindische Verfahren, bei 
dem nur ein einziger Grundton durch 
einseitige Wachsdeckung hergestellt ist, 
während die anderen Farben aufgemalt 
Gefärbter Baumwollstoff im Muse: du commerce zu werdefh _auch noch nicht das wirkliche 
Lyon, früh" im Musäe Guimet zu Paris hintenndische Verfahren, bei dem aus- 
schließlich Wachsdeckung, und zwar 
doppelseitige, zur Anwendung gelangt. Daß derartige echte Batike in Holland oder irgendwo 
in Europa im XVIII. Jahrhunderte hergestellt wurden, kann jedenfalls als ausgeschlossen 
gelten. Es findet sich sonst auch wohl nicht ein einziger Stoff, der bisher für einen älteren 
europäischen Batik erklärt worden wäre. Das wird Wickhoff wohl auch bei diesem Stücke 
nicht tun wollen. Er will mit der Bezeichnung „Zitz" offenbar leugnen, daß wir einen 
Batik vor uns haben. 
Nun, der Stoff ist aber ein Batik; er trägt das allerdeutlichste Kennzeichen eines 
solchen, nämlich die eigentümlichen, wie Marmorierung wirkenden Linien, die infolge 
des Springens der Wachsschichte beim Färben sich ganz von selbst bilden. Man vergleiche 
die Abbildung auf Seite 89', sie wurde nach einem Abfallstückchen hergestellt, das mir in 
liebenswürdiger Weise vom Direktor des Musee du commerce in Lyon, R. Cox, überlassen 
worden ist; der Stoff ist nämlich inzwischen an das Lyoner Museum übergegangen. 
Es lassen die an den beiden Seiten des Stoffes ziemlich bedeutend voneinander 
abweichenden, beiderseits aber klaren Formen und Sprungstellen deutlich erkennen, daß 
die Wachsdeckung beiderseits stattgefunden hat. 
Der Stoff stimmt in der Grundfarbe und der blauen und grünlichen Farbe der 
Musterung vollständig mit dem in meinem Werke auf Tafel 31 a gebrachten Stoffe überein, 
einem Stücke, das schon Riegl („Die ägyptischen Textilfunde . . " Nr. 703) als batikartig 
erkannt hat und an dessen Herkunft aus spätantiker Zeit nicht im geringsten zu zweifeln 
ist. (Vergleiche auch Forrer „Die Zeugdrucke", Seite u.) 
Auch bemerkt man an dem Lyoner Stücke ganz deutlich, daß die zweifache Färbung, 
ähnlich wie es in Hinterindien heute noch bisweilen geschieht, durch eine einzige Farbe 
(Indigo) aber zweimaliges Abdecken erzielt worden ist. Es wurde einmal der Grund - 
anscheinend mit freier Hand, bloß einigen Richtungslinien folgend - abgedeckt und dann 
das Stück gefärbt; so ergab sich die lichtblaue (heute grünliche) Farbe. Dann wurden 

	        
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