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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 1)

nach Ablösen der Wachsschichte (in heißem 
Wasser) der Grund und einzelne Stellen des 
Musters neuerdings, patzenartig, mit Wachs 
zugedeckt, und der Stoff wurde noch einmal in 
die Farbe getaucht. Es blieben nun die zum 
zweitenmale gedeckten Stellen weiß oder 
lichtblau, während die anderen einen sehr 
tiefen Ton annahmen; man kann dies auf der 
Abbildung deutlich erkennen. Da die zweite 
Deckung nicht immer genau auf die erste triHt, 
hat sich manche Ungenauigkeit ergeben, die 
aber sehr malerisch wirkt. 
Das Lyoner Stück gehört zu den be- 
rühmten von Al. Gayet gehobenen Schätzen, 
die bis heute wohl den größten Bestand spät- 
antiker Gewebe geliefert haben, und einen der 
wenigen, die wir wissenschaftlich geleiteter 
Grabung verdanken. 
R. Cox schreibt mir über das Stück: „La piece a ete trouvee a Antinoe, rnelangee 
avec les autres tissus que vous connaissez (es sind die in meinem Werke, Seite 40, 
Anmerkung 2, erwähnten Stücke); il me semble donc difticile de contester qu'elle soit 
posterieure au VII siecle vu sa place dans la necropole." 
Ich selbst hebe in meiner Arbeit hervor, daß es in ägyptischen Gräbern (allerdings 
späterer Zeit) auch spätere Stoffe gibt. Könnte der Batik also vielleicht orientalisch sein 
und aus späterer Zeit stammen? Ich glaube, wir dürften dies, da der Stoff bei den plan- 
ruäßigsten Ausgrabungen, die wir auf diesem Gebiete bisher vielleicht hatten, durchaus mit 
gesichert spätantiken Gegenständen zusammen gefunden wurde, nur dann annehmen, 
wenn eine Datierung in ältere Zeit unbedingt ausgeschlossen wäre. Wer wagte das heute 
aber zu behaupten? Kennen wir die späte Antike heute dazu wirklich schon genügend?" 
Zum mindesten miißte das Stück also fraglich bleiben. Nun ist der Stoff aber gar 
nicht so unerklärlich, als es zunächst scheinen mag. 
Den eigentümlichen Naturalismus des Stückes habe ich selbst hervorgehoben und 
er wäre als Nachwirkung der Antike nicht schwer zu erklären. Es Endet sich mit diesem 
Naturalismus allerdings auch eine eigentümlich krause Formengebung vereinigt. Wir 
müssen also nachforschen, woher diese stammen könne. Das Batikverfahren allein weist auf 
Indien und indisch ist auch sowohl die naturalistische als die krause Formengebung. 
Ich bringe hier ein Beispiel indochinesischen Rankenwerkes, das von Fournereau und 
Porcher („Les ruines d' Angkor", Paris, 1890, Seite x65) mit zwingenden Gründen, da 
ganz verwandte Arbeiten inschriftlich datiert sind, in das IX. Jahrhundert versetzt wird; 
dieses Beispiel ist aber schon sehr weit entwickelt. Natürlich kann solche Musterung, 
deren in dem genannten Werke eine Fülle zu sehen ist, auch früher schon möglich sein, 
ebenso wie unser Batik vielleicht auch etwas späterer Zeit als dem VI. oder VII. Jahr- 
hunderte entstammen mag. 
Dieses indische Werk mutet uns in seiner krausen Erscheinung allerdings fast spät- 
gotisch an. Es zeigt aber dieselben lappigen Formen, Rollungen und Überschneidungen 
 
Steinskulptur aus Me-Baune (Hinterindien). Nach 
Fournerau und Porcher 
' Nach Wickhoti müßte man, da europäische Erzeugung ausgeschlossen ist, etwa annehmen, daß der 
Stoß" nach europäischem Vorbilde im XVIll. Jahrhunderte in Hinterindien ausgeführt und dann in ein spät- 
antik-ägyptisches Grab gelangt w'a're. Ob RouHaer und juynboll in dem in Aussicht gestellten geschichtlichen 
Teile ihres Werkes ähnliche Stücke bringen werden, ist mir natürlich unbekannt; nach den bisher bekannten 
Proben muß man aber annehmen, daß die hinterindischen Stoffe gerade der letzten jahrhunderte unserem Steife 
keineswegs gleichen, so daß durch die Zuweisung des Stückes an die östliche Kunst der letzten jahrhunderte 
wohl kaum etwas gewonnen wäre, ganz abgesehen davon, daß die Fundumstände eben dagegen sprechen. 
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