aen oauie am. uno er sitzt in seiner Niedlichkeit an dem mächtigen Bau wie ein Vogelbauer.
Theoretisch mag dies Motiv bedenklich erscheinen, als Erscheinung macht es sich durch-
aus gelungen. Es bringt etwas Liebliches in die Herbheit und es hat dabei noch eine
zweck-ästhetische Funktion, die Messel selbst erklärte. Der Balkon gibt dem Auge einen
Maßstab, er reguliert gewissennaßen den Proportionssinn des Beschauers.
Wenn man nun unten die Arkaden betritt, so befindet man sich in einer zirka
30 Meter langen offenen Halle, die von Tonnengewölben überspannt ist. Am linken Ende
liegt in einer Mauemische eine Brunnenanlage; es ist der Bärenbrunnen August Gauls.
Der ausgezeichnete Künstler der Tier-Kleinplastik enttäuscht hier leider. In diesem
Rahmen, der so sicher in seinem Stil ist,'wirkt der Brunnen fiau. Die Bärin, die von dem
Pfeiler auf ihre spielenden Jungen sieht, erscheint auf einer Kugel balanzierend, etwas
spielerig aufgefaßt, und die kugelige Formlosigkeit der Bärenjungen, die gewiß beabsichtigt
ist, war für die Bronzeausführung ein unglückliches Motiv. Die Brunnennische fällt aus
dem Ton des Ganzen heraus. Vielleicht hätten die Bären auch aus Stein sein müssen,
primitiv, vielleicht heraldisch stilisiert, sie wären so wesensverwandter dem skulpturalen
Flächenwerk geworden. '
Auch die l-Ialle ist aus Muschelkalkstein und hat bildnerischen Schmuck an Decke und
Wand, Ignatius Taschner und Peter Behrens haben sich hier betätigt.
Bronzetüren führen von diesen Arkaden in ein hohes Vestibül, und von hier öffnet
sich dem Blick ein riesiger Lichthof in byzantinischem Prunk.
Der Zweifel regt sich, ob diese kostbaren Wände von Marmor und Bronze der
organische Rahmen für Ladentische und für den Verkauf von Gebrauchs- und Alltagswaren
sind. Aber der innerlich sehr berechtigte Einwand tritt schließlich vor dem imposanten
Eindruck zurück. Es bedeutet doch auch Etwas, wenn einem Architekten freie Hand
geboten wird, seine großzügigste Raumphantasie auszuleben und mit den edelsten Stoffen
zu schalten.
Vierundzwanzig Meter hoch gehen die Wänder in üppiger Marmorinkrustation.
Vergoldete und versilberte Terrakottareliefs von Franz Nager in Venedig sind eingelassen,
auch Mosaiken wurden als Schmuckstücke verwendet. Rein ornamental, vignettenmäßig,
tritt diese Dekoration auf: als Flächengliederung, als farbige Füllung.
Der Raum unterhalb der getriebenen Bronzedecke wird gefüllt durch zwei mächtige,
über den ganzen Raum sich spannende Brückenbogen. Sie sind gleichfalls aus getriebener
Bronze und sie bilden mit ihrer Wölbung einen klingenden Abschluß nach oben.
Interessante Fenster hat dieser Lichthof. Sie sind aus einem lichtdurchlässigen Glase,
das aber dabei eine wellige Oberfläche hat, es stammt aus Murano. Franz Nager hat die
geteilten Scheiben in einer besonderen Gravierungs- und Vergoldungstechnik mit Blumen
geschmückt.
Die Beleuchtungskörper erinnern an byzantinische Kandelaber und seltsam fallt einem
in diesem Warenhaus mit Säulen, Mosaiken und Skulpturen, mit Marmor, Gold und
Bronze die Markuskirche ein.
In diesem Rahmen aber finden sich noch bewegte Lebensausschnitte, Galerien ziehen
sich um den Lichthof; die offenen Schachte der Fahrstühle, die Zickzackwindungen der
Treppen bewirken interessante Überschneidungen und bringen modernen Rythmus in den
strengen Stil der alten Kultur.
Viele Reize lassen sich noch im Einzelnen entdecken.
Besonders bemerkenswert sind die schönen schmiedeeisernen Geländer der
Treppen. Keine Emblematik herrscht, sondern wie in der skulpturalen Handschrift kommt
hier die Schönheit aus dem Material. Wie eisemes Bandiiechtwerk von reizvoller
Unregelmäßigkeit sind diese Geländer behandelt. Verschleifungen, Umklammerungen
bilden die Motive, selbständiges Leben voll wucherndem Rankentrieb steckt in diesen