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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 4)

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Bei genauestem Studium der einzelnen Kacheln fanden wir weder eine 
Signatur des Töpfers noch einer bestimmten Werkstätte. Die meisten und 
gerade die schönsten Kacheln dürften bereits bekannt sein, da selbe den 
beiden Fronten angehören, welche für den Besucher sichtbar sind. Neben 
den quadratischen Kacheln des Unterbaues mit den vielfarbigen Blüten und 
Früchten, die in ihrer grotesken Stilisierung an der Grenze des Schönen 
stehen, sind es im Oberbau große Kacheln mit einzelnen Heiligenfiguren, 
weiters mehrere figurenreiche, wie jener mit der Krönung Mariens, der An- 
betung desjesukindes, dem Erzbischof Leonhard von Keutschach und andere. 
Die Beste zeigt die nahezu vollrunde, sitzende Figur eines Bischofes, 
in der Linken eine Salzkufe haltend und seitlich von zwei Engeln, deren einer 
das Keutschachsche Wappen trägt, flankiert. 
Den beiden anderen Fronten des Ofens gehören die Kacheln mit 
folgenden Darstellungen an: 
Vier Wappen: Wappen von Salzburg, der Familie Keutschach, jenes 
der Domprobstei und das angeblich vom Erzbischof Leonhard mit Bezug 
auf die übermütig gewordene Bürgerschaft selbst gewählte Wappen -- die 
einer umgestürzten roten Mütze entsprießende Palme. 
Ein wilder, vollständig behaarter Mann entsteigt einer Blume. 
Das Wappen von Salzburg mit zwei wilden Männern als Schildhalter. 
Kaiser Friedrich III. zwischen dem kaiserlichen Adler und dem 
österreichischen Bindenschild. 
Halbtigur eines Propheten, auf einer Bandrolle mit „Malachias" be- 
zeichnet. 
Den ersten Schritt zum Nachweis der vermutlichen Herkunft dieses 
Ofens ermöglicht uns eine Serie einfarbig grüner Kacheln in der Sammlung 
des Herrn Dr. Albert Figdor. Sie stammen aus Rauris. 
Von diesen Stücken heben wir besonders hervor die beiden Kacheln 
mit den bereits genannten Vorwürfen: Prophet Malachias und Blume, aus 
deren Kelch ein junger Mann steigt. Diese zwei Kacheln wiederholen sich, 
genau in Größe und Durchführung übereinstimmend am Ofen der Hohen- 
salzburg und befinden sich an der, der Wand zugekehrten Seite. Aber auch 
der Ofen im Besitze des Herrn Miller von Aichholz enthält genau die gleiche 
Malachiaskachel. Dieser Ofen ist früher auf einem Schlosse in der Nähe des 
Marktes Aussee gestanden. 
Vergegenwärtigen wir uns die ursprünglichen Standplätze dieser drei 
Öfen, welche unzweifelhaft nunmehr auf eine Werkstätte zurückzuführen sind, 
so sehen wir, daß dieselben Salzburg, Rauris und Aussee, einem auffallend 
eng begrenzten Gebiet angehören, innerhalb dessen die Stätte der Entstehung 
dieser Ofen mit Recht zu suchen wäre. 
Ausdrücklich sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß sich Wieder- 
holungen der genannten Kacheln sonst weder in anderen österreichischen 
Ländern noch in Deutschland gefunden haben. Somit fällt Nürnberg als 
Entstehungsort überhaupt aus dem Bereiche der Möglichkeit.
	        
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