daß der Bildhauer, der übrigens wahr-
scheinlich kein Österreicher war, eine Reihe
von Hohlformen für den Hafner lieferte oder
richtiger gesagt die Modelle, mit deren Hilfe
sich der I-Iafner selbst die Hohlformen her-
stellen konnte. Es kommt schließlich hier,
als bei einem keramischen Objekt in erster
Linie der Anteil des Hafners an dem Werk
in Betracht und nicht jener des Form-
schneiders. Wir bestimmen keramische
Arbeiten nach dem Orte ihrer Herstellung
und nicht nach der Herkunft ihrer Vorlagen,
die ja in der Regel überall zu haben waren.
Erzbischof Leonhard ist auf den Kacheln
wiederholt dargestellt, stets mit einer Salz-
kufe in der Hand oder zu seinen Füßen.
Dieses Beiwerk ist von altersher herüber-
Kachel aus Rauds um xsw genommen, denn schon dem Bischof Rudbert
Sammhmg D"A1be"liigdo' von Salzburg war es beigegeben. - Bei
Leonhard hat es aber eine intensivere Bedeutung, welche wir uns in den
hervorragenden Unternehmungen des Erzbischofes bei Förderung des Salz-
betriebes erklären können. Die Vollendung des großen Salzachrechens,
sowie die große Salinensäge vor dem Griestor in Hallein waren sein Werk.
Nach dem Gesagten scheint der Ofen Hallein näher zu stehen, als der
erzbischöflichen Stadt; ja gewisse Kacheln weisen uns direkt ins Salzburger
I-Iochland.
Die Kachel mit dem dahinschreitenden verschrobenen und kurzarrnigen,
hinten überbauten Krüppel, dem ein übermäßig großer Kopf zwischen den
schiefen Schultern sitzt, zeigt uns jenen Typus salzburgischer bäuerlicher
Bevölkerung, die als Kretins ein elendes Dasein führen. Im Aberglauben der
Halleiner Bergleute spielten solche Gestalten eine große Rolle. Sie begegneten
ihnen so wie Gnomen und Untersbergermännchen im Schacht und galten
als von den Hexen ausgewechselte Menschenkinder, geistlos und miß-
gestaltet.
Ähnlich die Kachel mit der hohen Blume, aus deren Kelch ein junger
Mann steigt. Im Gebirge lebte der Glaube an geheimnisvolle PHanzen, mit
denen man sprechen konnte und aus deren Blüten Verheißung von Glück
oder Unglück erfolgte. Dieser Aberglaube entstand naturgemäß aus der
Erkenntnis der Kräfte, welche den Alpenpflanzen innewohnen. Unter diesen
spielte im Salzachtale die Alraunwurzel eine große Rolle. Der Genuß der
Beeren machte fruchtbar, die Blätter heilten Wunden und die Wurzel wirkte
betäubend. Wurde die Pflanze beim Ausgraben verletzt, so erschien ein
kleines Männchen von teuflischem Wesen unter so kläglichem jammern,
daß der Grabende vor Schreck sterben mußte. Auf diesen Aberglauben