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Full text: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 4)

bedeutsamsten Früchte seiner Tätigkeit darf der Spitzenverein die erzielte, 
wiewohl bescheidene Erhöhung der Arbeitslöhne für die Klöppelspitze der 
Idrianergegend - die Einführung einer für Österreich völlig neuen Spitzen- 
gattung, mit deren Herstellung nunmehr an 500 Arbeiterinnen beschäftigt 
sind, die bisher fast erwerbslos waren ; endlich die Beschaffung schöner 
Dessins und Vorbilder und deren Vertreibung in den Spitzendistrikten hervor- 
heben. Dem Jahresberichte mag weiters die Tatsache entnommen werden, 
daß ein guter Teil der durch den Verein gegangenen Produktion auslän- 
disches Erzeugnis vom österreichischen Markte verdrängt hat. 
Hierauf erstattete der Schriftführer Hofrat von Scala den Rechenschafts- 
bericht, dem wir folgendes entnehmen: 
Besserung des Loses unserer heimischen Spitzenarbeiterinnen und 
Stickerinnen durch die in unserem Programme angedeuteten Mittel, vor 
allem durch die sorgfältigere Pflege des Schönen auf den einschlägigen 
Gebieten; dies in wenigen Worten die Aufgabe unseres Vereines. 
Inwieweit nun sind wir diesem Ziele nähergekommen seit unsere gnä- 
digste Protektorin uns das erste Mal in diese Räume berief? 
Die Bescheidenheit unserer Hoffnungen für das erste Jahr drückt sich 
in den Ziffern des Voranschlages aus, den das leitende Komitee am Beginne 
unserer Aktion aufgestellt hat. 
Unsere Erwartungen, die Einflußnahme der Wiener Damenkreise auf 
die Verwendung der österreichischen Spitze für Toilette- und Haushaltungs- 
gegenstände betreffend, haben sich allerdings nur teilweise erfüllt. 
Als frommen Wunsch müssen wir es noch immer bezeichnen, eine 
größere Zahl unserer Kleiderkünstlerinnen zu bewegen, wenigstens Umschau 
bei uns zu halten und zu prüfen, ob einzelnes von dem in Österreich her- 
gestellt wird oder werden kann, was man nach alter Gewohnheit ausschließ- 
lich aus dem Auslande bezieht. 
Es muß ja zugegeben werden, daß wir es in manchen Spitzenarten den 
Franzosen und Belgiern nicht gleichtun können. Ererbte Geschicklichkeit 
und Intelligenz, Schulung vom zarten Kindesalter an, jahrelanges Arbeiten 
nach denselben Mustern, Genialität und Gewandtheit der zahlreichen Muster- 
zeichnet, endlich Billigkeit der Klosterarbeit - all dies hat Frankreich und 
Belgien für gewisse Spitzensorten eine unbestrittene Superiorität gesichert. 
Zieht man weiters die in der Mode einzig maßgebende Stellung von Paris und 
dessen regen Verkehr mit Brüssel in Betracht, so erklärt es sich, wie schwer 
unseren Arbeiterinnen in diesen Spitzenarten die Konkurrenz gemacht wird. 
Andererseits aber hat es sich herausgestellt, daß wir außer in der soge- 
nannten Idrianer Spitze auch im Genre du Puy und in der I-Iäkelspitze völlig 
auf der Höhe stehen und daß es sich nur darum handelt, in diesen Sorten 
einen Teil jener Aufträge für das Inland zu erlangen, die unsere heimischen 
Händler und Salons nach Frankreich und England erteilen. 
Wenn nun auch das erste Jahr der Tätigkeit des Vereines keine 
glänzenden Resultate ergab, so blieben wir dem Voranschlage gegenüber- 
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