in allem ein Individuum für sich und intriguiert das Publikum. Vorn alten Gebhardt sieht
man eine äußerst gemütliche Bergpredigt; jetziges Publikum in heimatlicher Landschaft.
Die Porträte von V. Schmurr und dem Engländer Mostyn sind reizvoll. Eine Anzahl Karls-
ruher Phantastik hält nicht Stich. Grohs Kleopatra, derb koloristisch, hat Saalwirkung.
Wielandts Landschaften böcklinisieren; dasselbe tun mit etwas modernerer Wendung die
von Fanny v. Geiger-Weishaupt. Es ist ein Mancherlei und Vielerlei, das jedermanns
Geschmack trifft.
EZESSION. Die Frühjahrsausstellung der Sezession ist durchaus von einheimischen
Kräften besorgt; der einzige Gast ist Walter Leistikow, mit einigen Landschaüen
seines Stils, die je naturnäher, desto lebendiger ausfallen. Die sehr behagliche Einrichtung
der Räume ist von Josef Plecnik. Die I-Iauptsalons haben etwas Wohnliches, zu Gesellig-
keit Einladendes. Da lassen sich auch Dinge ungezwungen unterbringen; so die erwähnten
drei letzten Bilder Rudolf Alts, die mit Lorbeer geschmückt sind. Ein Kabinett, auf das der
Mittelgang zuführt, ist den neuen Bauten Otto Wagners eingeräumt. Die Zeichnungen an
den Wänden betreffen unter anderem das Kaiser Franz ]oseph-Stadtmuseum, das in ganz
emeuerter Form nunmehr Verwirklichung finden soll. Eine der beiden überbrückten Durch-
fahrtstraßen ist aufgelassen. Die dem Karlsplatz zugekehrte Langseite ist ganz still gehalten,
ohne Säulenstellungen, die mit denen der Kirche konkurrieren würden, ohne ragende Dach-
aufsätze. Selbst die Portale sind deshalb an die Schmalseiten verlegt, das gegen den
Empfangspavillon hin liegt in einem Ehrenhof, der nun monumental durchgestaltet ist.
Das große Novum des Kabinetts ist die Kirche für die niederösterreichischen Landesheil-
und Piiegeanstalten, deren 63 Bauten am sogenannten Baumgartner Spiegel in reizvollem,
m0 Hektar umfassendem Gelände verteilt werden sollen. Auf dem höchsten Punkte wird die
Kirche stehen, deren reich vergoldete Kuppel im Stadtbilde Neu- und Großwiens als weithin
blitzender Goldpunkt zur Geltung gelangen wird. Die Kirche, bis zur Kreuzspitze 46 Meter
hoch, mit einem Sitzraum für 800 Personen, ist typisch für Otto Wagners Ideen von
einer modernen, der Seele und dem Leib genügenden Kirche. Die Baukasten sind auf
550.000 Kronen veranschlagt, obwohl durchweg das beste Material verwendet ist. Die An-
lage ist sehr übersichtlich. Ein Viereck mit ganz kurzem Querschiff und stark überhöhter
Kuppel, deren Calotte Halbkugelform hat. Ein modernes Säulenportal und zwei kurze Türme,
mit Statuen der Landesheiligen Leopold und Severinus, zeichnen die Fassade aus. Die
äußere Bekleidung bilden 2 Centimeter dicke weiße Marmorplatten, durch Riemenschichten
gehalten, die durch Kupferknöpfe befestigt sind. Kuppel und Tarnbour sind mit gefalzt an-
gebrachten, also beweglich bleibenden Kupferplatten bekleidet. Eine Unterkirche hält den
Bau trocken und nimmt die entsprechenden liturgischen, technischen und sanitären Ein-
richtungen auf. Der Innenraum ist 20 Meter hoch und durch eine leichte moderne Kon-
struktion abgedeckt, die auf vier Eckpfeilerpaaren ruht. Die Kuppel öffnet sich nicht nach
innen, was seine akustischen Vorteile hat. Auch für Licht ist reichlich gesorgt. Der Chor-
abschluß hat übrigens keine Fenster, weil diese immer das Publikum blenden. Der bild-
liche Flächenschmuck, von Kolo Moser entworfen, besteht aus allegorischen Szenen in
neuartiger Mosaik aus Marmor- und Tonplatten, in verschiedenen Farben und mit Glas
und Bronze inkrustiert. Das Lünettenbild über dem Portal schlägt diesen Ton nach außen
an. Das I-Iochaltarbild ist nicht weniger als 75 Quadratmeter groß. Das ganze Werk ist
reiflich durchdacht und ein Markstein in unserer baulichen Entwicklung. Das ausgestellte
plastische Modell, an sich schon ein kunstgewerbliches Schaustück, beschäftigt das Publi-
kum angelegentlich.
Moderne Bestrebungen von Kraft und Erfolg sieht man auch in Plastik und Malerei.
Metzners große Savonniere-Figur: „Das Weib", ein kauemder Akt von tiefstem Verständnis
der Form, läßt durch die diesmal sehr geglückte Stilisierung wirklich den Sinn der Form
hervortreten. Ein großer Fortschritt seit der vorjährigen „Erde" des Künstlers. Auch das
Grabdenkmal von Schimkowitz ist ein Stein in diesem Brette. Ein Prisma aus Untersberger