artige Porträte und eine große Szene: ein violetter Stier, der in gelbsonnigem Grase ein
x orangeblauc irisierendes Aktmädchen anstaunt. Natürlich nicht buchstäblich zu nehmen,
sondern als Farbenspuk gedacht. Er bleibt doch immer Künstler. Ein Kabinett enthält
hübsche Landschaftsstudien von Konopa, der sich klärt. Sogar ein Madonnendreibild, von
entsprechend freskenhafter Wirkung, ist dabei. I-Iampel, der Lebemann, frömmelt zur
Abwechslung; seine ,Verkündigunga ist nicht ohne Reiz. Germela, Goltz, Jank, Baar,
Roth und noch andere Stammgäste bringen, was sie zu bringen haben. Eine im Ver-
hältnis gute Ausstellung.
KLEINE NACHRICHTEN Sh
ERLINER DEKORATIVE CHRONIK. Zwei interessante Ausstellungen ver-
anstaltete das Kunstgewerbemuseum. Die eine hatte zum Thema die Kunst auf dem
Lande und die andere brachte als fesselndes Gegenspiel zur „Heirnatskunsw die Wunder-
welt Ostasiens.
Jene Ausstellung der Kunst auf dem Lande war vorwiegend theoretischer Natur, sie
lieferte einen außerordentlich instruktiven und reichhaltigen Apparat für das Studium des
deutschen, österreichischen und alpinen Bauernhauses. In Plänen, Photographien, Aqua-
rellen wurden die verschiedenen Typen des Ebenen-, des Wald- und des Gebirgshauses
illustriert. Und abgesehen von der Bedeutung dieser Blätter als historisches und kulturelles
Bildungsmaterial waren sie äußerst anregend für die Behandlung von Raumaufgaben, für
Dachlösungen und Fenstermotive. Die Auffrischung der modernen Architektur, vor allem
der des Cottage, durch die gesunde Art des Bauernhausbaues wäre etwas sehr Ersprieß-
liches. In England hat man das längst erkannt, die Voysey und Balli Scott haben viel aus
der rustikalen Überlieferung gelernt und deren Ergebnisse neu lebendig gemacht durch die
geschickte Mischung mit den Errungenschaften jüngster Komfort-Technik.
Auch die Interieurs, die hier aus allen Gauen abgebildet sind, haben uns noch viel
zu sagen. Wie die Fenster mit ihrer Sprossenführung in der Wand gerahmt sitzen, wie
sich aus dem I-Iolzpaneel die Türen entwickeln, wie aus dem Hauptraum kleine kojen-
artige, niedriger bedachte Abteile als beschauliche Ruhewinkel herausgeschnitten, wie in
den Mansardenstiibchen die Dachschrägen dekorativ benutzt werden, das alles liefert
reiche Ausbeute und ist in seiner Ausdrucksform und seinem Wesen unseren heutigen
Neigungen für das Organisch-Zweckmäßige, für das Konstruktiv-Ästhetische nahe verwandt.
Die theoretische Abteilung wurde vervollständigt durch mancherlei Gerät, Haus- und
Wirtschaftswerkzeug in Kerbschnitzarbeit, wie Mangelbretter, Wäscheklopfer, Butterformen,
Webehölzer; durch Schmuck, der fast nie zwecklos, sondern meistens dienendes Kleidungs-
utensil ist, wie Silberknöpfe, gebuckelt und glatt, aus Filigran gesponnene Schnurstifte für
das Mieder mit Filigrankrönungen oder Weihmünzen, Hefteln, Kämme, Ketten; ferner
durch einige Originale von Kostümen, ganzen Trachtstücken von Hochzeiter und Hoch-
zeiterin und Einzelheiten, wie Hauben aus Gold- und Silbergespinst sowie Stickereien und
Wirkereien für Brusteinsätze und Ännelaufschläge.
Die herzliche und naive Handschrift in dieser Stickerei mit ihren primitiven Tiersti1i-
sierungen hat gleichfalls für uns viel Sympathisches und Anregendes. Stärkere Schätzung
wäre dafür zu wünschen, wie es zum Beispiel in Norwegen und Schweden ist, wo durch
die Tätigkeit der „l-IusiiisWVereinigung aus solchen alten Fertigkeiten frische Triebkräfte
geweckt werden.
Die exotische Ausstellung, die diesen ländlichen Szenen im Lichthof folgte, galt dem
japanischen Holzschnitt. Sie war aus den Beständen des Museums bestritten und unter-
stützt durch Privatsammler, wie Muthesius, Köpping, Liebermann und Orlik, dem jüngsten
Lehrer unserer kunstgewerblichen Unterrichtsanstalten.
Einen orientierenden Überblick über die Entwicklung jener Drucke von den Primi-
tiven bis zu Hokusai und Hiroshige empfing man. Und außer der Belehrung genoß man