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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 4)

artige Porträte und eine große Szene: ein violetter Stier, der in gelbsonnigem Grase ein 
x orangeblauc irisierendes Aktmädchen anstaunt. Natürlich nicht buchstäblich zu nehmen, 
sondern als Farbenspuk gedacht. Er bleibt doch immer Künstler. Ein Kabinett enthält 
hübsche Landschaftsstudien von Konopa, der sich klärt. Sogar ein Madonnendreibild, von 
entsprechend freskenhafter Wirkung, ist dabei. I-Iampel, der Lebemann, frömmelt zur 
Abwechslung; seine ,Verkündigunga ist nicht ohne Reiz. Germela, Goltz, Jank, Baar, 
Roth und noch andere Stammgäste bringen, was sie zu bringen haben. Eine im Ver- 
hältnis gute Ausstellung. 
KLEINE NACHRICHTEN Sh 
ERLINER DEKORATIVE CHRONIK. Zwei interessante Ausstellungen ver- 
anstaltete das Kunstgewerbemuseum. Die eine hatte zum Thema die Kunst auf dem 
Lande und die andere brachte als fesselndes Gegenspiel zur „Heirnatskunsw die Wunder- 
welt Ostasiens. 
Jene Ausstellung der Kunst auf dem Lande war vorwiegend theoretischer Natur, sie 
lieferte einen außerordentlich instruktiven und reichhaltigen Apparat für das Studium des 
deutschen, österreichischen und alpinen Bauernhauses. In Plänen, Photographien, Aqua- 
rellen wurden die verschiedenen Typen des Ebenen-, des Wald- und des Gebirgshauses 
illustriert. Und abgesehen von der Bedeutung dieser Blätter als historisches und kulturelles 
Bildungsmaterial waren sie äußerst anregend für die Behandlung von Raumaufgaben, für 
Dachlösungen und Fenstermotive. Die Auffrischung der modernen Architektur, vor allem 
der des Cottage, durch die gesunde Art des Bauernhausbaues wäre etwas sehr Ersprieß- 
liches. In England hat man das längst erkannt, die Voysey und Balli Scott haben viel aus 
der rustikalen Überlieferung gelernt und deren Ergebnisse neu lebendig gemacht durch die 
geschickte Mischung mit den Errungenschaften jüngster Komfort-Technik. 
Auch die Interieurs, die hier aus allen Gauen abgebildet sind, haben uns noch viel 
zu sagen. Wie die Fenster mit ihrer Sprossenführung in der Wand gerahmt sitzen, wie 
sich aus dem I-Iolzpaneel die Türen entwickeln, wie aus dem Hauptraum kleine kojen- 
artige, niedriger bedachte Abteile als beschauliche Ruhewinkel herausgeschnitten, wie in 
den Mansardenstiibchen die Dachschrägen dekorativ benutzt werden, das alles liefert 
reiche Ausbeute und ist in seiner Ausdrucksform und seinem Wesen unseren heutigen 
Neigungen für das Organisch-Zweckmäßige, für das Konstruktiv-Ästhetische nahe verwandt. 
Die theoretische Abteilung wurde vervollständigt durch mancherlei Gerät, Haus- und 
Wirtschaftswerkzeug in Kerbschnitzarbeit, wie Mangelbretter, Wäscheklopfer, Butterformen, 
Webehölzer; durch Schmuck, der fast nie zwecklos, sondern meistens dienendes Kleidungs- 
utensil ist, wie Silberknöpfe, gebuckelt und glatt, aus Filigran gesponnene Schnurstifte für 
das Mieder mit Filigrankrönungen oder Weihmünzen, Hefteln, Kämme, Ketten; ferner 
durch einige Originale von Kostümen, ganzen Trachtstücken von Hochzeiter und Hoch- 
zeiterin und Einzelheiten, wie Hauben aus Gold- und Silbergespinst sowie Stickereien und 
Wirkereien für Brusteinsätze und Ännelaufschläge. 
Die herzliche und naive Handschrift in dieser Stickerei mit ihren primitiven Tiersti1i- 
sierungen hat gleichfalls für uns viel Sympathisches und Anregendes. Stärkere Schätzung 
wäre dafür zu wünschen, wie es zum Beispiel in Norwegen und Schweden ist, wo durch 
die Tätigkeit der „l-IusiiisWVereinigung aus solchen alten Fertigkeiten frische Triebkräfte 
geweckt werden. 
Die exotische Ausstellung, die diesen ländlichen Szenen im Lichthof folgte, galt dem 
japanischen Holzschnitt. Sie war aus den Beständen des Museums bestritten und unter- 
stützt durch Privatsammler, wie Muthesius, Köpping, Liebermann und Orlik, dem jüngsten 
Lehrer unserer kunstgewerblichen Unterrichtsanstalten. 
Einen orientierenden Überblick über die Entwicklung jener Drucke von den Primi- 
tiven bis zu Hokusai und Hiroshige empfing man. Und außer der Belehrung genoß man
	        
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