außerordentliche Geschmacksreize an den Delikatessen der abgetönten Farbenharmonie
und der ornamentalen Kalligraphie dieser Artisten.
Besonders gut vertreten waren die Künstler der Frau, Harunobu mit seinen graziösen
biegsamen Gestalten auf den Veranden der Holzhäuser, an den Flußufern, auf dem Hinter-
grunde von Bäumen und Blumenzweigen, gegen die quadratisch verkreuzten Fensterf-lächen
gestellt und vor schmalen in das Bild schräg wie eine Schmuckleiste hineingeschobenen
Bambusbänken; ferner Koriusai, der mit leichter sicherer Hand in den schmalen Rahmen
der Pfostenbilder seine Gestalten ungezwungen einzuschreiben weiß und die langgestreckte
Höhe anmutig gliedert und bewegt, oben durch hereinreichende Blütenzweige, unten
durch ein geschmeidiges Kätzchen, das durch die iiatternden Gewandfalten huscht;
schließlich Kiyonaga, der Meister der Gruppen und der bewegten Körper und Utamaro,
der raffinierteste und nuancenreichste Künstler der Madame Chrysantheme.
Ausgiebig konnte man auch jene andere Gruppe studieren, die des Schauspielerporträts.
Schunscho und Scharaku sind seine Meister und der letztere wirkt frappant durch die
mächtige Modellierung seiner Farbeniiächen, durch die dämonisch groteske Wucht, mit
der er die weißen starren Masken seiner Mimen, kreidig mit blutrotem Mundstrich, aus dem
düsteren Schwarz des I-Iintergrundes auftauchen läßt.
Charme der Kleinkunst genießt man in den zahlreichen Surinomos, den quadratischen
Glückwunschkarten, die allerlei „Kunstformen der Natur", Insekten, Vögel, Blumen,
Muscheln, Fische zu anmutigem Vignettenwerk bilden und beim Arrangement solcher
„bunten Beute" auf schmalem Papierrand die gleiche heitere selbstverständliche Sicher-
heit zeigen wie beim Ordnen der Zweige in einer Vase. Vor solchen Blättern wird einmal
wieder klar, was Kopenhagen dem Osten verdankt.
Diese Ausstellung gab eine willkommene Ergänzung zu jener Schau, die im Schlüter-
Zimmer des Kunstgewerbemuseums stattfand und die den erlesenen japanischen Kunst-
schatz eines Berliner Sammlers, des Herrn Gustav Jacoby, der Öffentlichkeit zugänglich
machte. Nicht nur durch das, was sie zeigte, sondern auch durch ihren Rahmen überrascht
diese Ausstellung. Im Sinne jener Kunst war er gewählt, eine graziöse Raum-Metamor-
phose wurde geschaffen. Der Saal bekam eine niedrigere Decke, hell bespannt mit grünem
Leistenwerk. Die Wände bedeckte in Panneelhöhe mattgrüne Stoffverkleidung, darüber
zog sich die Wandfiäche lichtgrau. Am Fußboden eine olivgrüne Matte, das gab stimmen-
den l-Iinter- und Untergrund für die Farbensymphonien der Objets d'art in den Vitrinen.
Nicht zu vergessen sind auch die rings aufgestellten Vasen und Schalen mit Zweigen,
Halmen, Blütenbüschen, die dieser Ausstellung eine seltene und reine Interieurstimmung
verliehen.
Hier sah man nun Elite japanischer Kunstfertigkeit. Alle Gebiete nur durch Werke
ersten Ranges aus den edelsten Perioden vertreten. Lackarbeiten von hoher Vollendung,
Schwertzieraten von unerschöpflicher Erfindung in Zeichnung und Durchbruch und
höchstem Rafiinement der Technik des Schnittes, der Fassettierung, der Ätzung. Das Klein-
gerät, Inros und Netzkes, aus Elfenbein geschnitzt und Holz; die Keramik in ihren ein-
fachen, den Grili" der Hand zeigenden Formen mit den nuancenreichen matten Tönen,
grau und gelbkörnig, oft metallisch schimmemd, umspannen von dem Netz haarfeiner
Craqueles und pikant pointiert durch die unregelmäßig verästeten Linien des Goldkittes.
Eine Revue moderner französischer Plastik fand in Hirschwalds Hohenzollern-Kunst-
gewerbehaus statt. In „Cire perdu"-Güßen aus der Kunstgießerei von A. l-Iebrard in Paris
sah man eine auserlesene Reihe von skulpruralen Werken. Ihr Hauptstück war der
„Penseur" Rodins in der schweren Gedankenwucht seiner Haltung. Sehr fesselnd schien
die impressionistische Tierplastik von Rembrandt-Bugatti. Seine Löwen, seine ägyptischen
Wölfe, die Pelikane, die Windhunde sind mit einem vehementen Griff voll zuckendem
Leben gefaßt und in die Form gebannt.
Von starker monumentaler Charakteristik sind ein paar Kämpfermasken von Bour-
dette und Falguiere.