MAK

Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 4)

Kojen. Das Gestühl hat statt des konventionellen Braun stumpfroten Mahagoniton, wozu 
der grüne Sammet ausgezeichnet steht. Der große Kronleuchter aus der Gasperiode ist 
abgeschafft, statt seiner ist eine dekorative Deckenbeleuchtung angebracht, die nach außen 
abgeblendet ist und ihre Lichtwirkung auf den Plafondmit seiner ßperspektive curieuse: wirft. 
Der Charakter des Raumes hat etwas Leichtes, Graziöses, etwas von der rpoesie 
fugitive: des XVIII. Jahrhunderts; seine Zierate stimmen freilich mehr zum intimen 
Theater, zu Moliere und Goldini als zu Kleist, l-Iebbel und Shakespeare, aber von der 
Würde der hohen Tragödie hatte der frühere Raum auch nichts und die Grazien waren 
bei ihm zudem auch noch ausgeblieben. 
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Inzwischen ward auch der neue Dom vollendet. Ein Riesenbau in italienischen 
Renaissancefonnen. Seiner Monumentalität fehlt es auf dem Platz, auf dem er steht, an 
Entfaltungsfähigkeit. Auf dem Lustgarten steht er eng begrenzt vom Schloß, vom Museum 
und von der Barockarchitektur des Zeughauses. Es ergibt sich eine beklemmende, 
bedrängende Wirkung daraus. Die kolossale Kuppel, flankiert von zwei Seitenkuppeln kann 
sich für das Auge des Beschauers nicht frei und ungehindert genug entwickeln. 
Aus weißem schlesischen Sandstein ist der Bau, den Julius Raschdorff schuf, errichtet. 
Seine Hauptfront geht nach den Lustgarten. Eine breite Freitreppe führt zum Haupt- 
eingang, über dem eine segnende Christusgestalt aus Bronze steht. Reliefs und Engelsstatuen 
schmücken die Portalfassade. Der Innenraum besteht aus drei Teilen, der Predigtkirche, 
der Taufkirche und der Denkmalskapelle. 
Die Predigtkirche liegt als ein Achteck unter der mächtigen Kuppelwölbung, die erst 
hier, von unten gesehen, imposante Wirkung übt, während sie von draußen, vom Platz 
aus, bedrückt erscheint. 
Im Altarraume stören die Glasfenster Anton von Werners. Gegen die tiefe Farbenglut 
alter Kirchenfenster und gegen die mystische Tiefe der Glasgemälde Melchior Lechters 
sind sie Hau und kalt. Stimmung aber hat die Denkmalskapelle, unter der die Hohen- 
zollerngruü: liegt. I-Iier unten kann man die Grundpfosten der mächtigen Pfeiler sehen, die 
die acht Ecken der Predigtkirche bilden und die Riesenproportionen, die in diesem Bau- 
werk herrschen, erkennen. F. P. 
ÜRNBERGER RATSVERLASSE ÜBER KUNST UND KÜNSTLER. 
Es gehörte neben enormem Fleiß recht viel Liebe zur Sache dazu, eine Arbeit zu 
machen, wie sie in l-lampes Werk" vorliegt. Seit über einem Jahrhundert haben Unzählige 
auf diesem Boden gegraben, Viele ohne System, Alle aber mit der Begier, Trouvaillen zu 
machen, epochale Aufklärungen zu geben. Das Pikante, Interessante war Hampe längst 
weggenommen, trotzdem hat er die große Arbeit still und systematisch durchgeführt und 
eine unendliche Menge von Mosaiksteinchen zu Tage gefördert, die der Verarbeitung 
harren, aber auch allen Zweigen der Kunstgeschichte brauchbares Material liefern. Bei 
der ganzen Art der Akten, das heißt der Erlässe des regierenden Nürnberger Rates, ist es 
klar, daß wir viele Namen und Umstände nur durch Strafverfügungen erwähnt finden, 
denn allzugroß war die Kunstpflege des Rates nicht. Dann erfahren wir manches durch 
Korrespondenzen mit fremden Städten, Innungen, Fürsten etc. Aber, wie bereits gesagt, 
das Material, das in den rund 7300 Nummern des Werkes vorliegt, ist ein kolossales. 
Herr von Walcher hat, schon vor dem Erscheinen des vortrefflichen, in der erschöpfendsten 
Weise angeordneten Personen-, Orts- und Sachregisters, mühsam aus den trockenen 
Ratsverlässen zwei reizende Aufsätze in dieser Zeitschriü geschaffen, die sehr viel Klarheit 
" Dr. Th. Hampe, Nürnberger Ratsverlässe über Kunst und Kllnstler im Zeitalter der Spiitgotik und 
Renaissance (x 449-1618). 2 Blinde und x Band Personen-, Orts- und Sachregister. (Eitelbergers Quellenschriften 
für Kunstgeschichte, Neue Folge, XL-XIII. Band.) Wien, K. Graeser 1904.
	        
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