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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 3)

als eine Erscheinung von 
Farbenton erfassen und 
nicht weiter auf sie los- 
dringen. („Si vous fixez, 
tout est mort, tout est 
betef") „Sobald man eine 
Sache fixiert, ist unser 
effet schon verschwunden, 
. . . . dann kommt nichts 
als divagations, . . . ein 
Stück nach dem andern, 
ein Fuß als Fuß, ein Arm 
als Arm und so fort." Man 
merkt das erst, wenn man 
das Experiment darauf 
macht. In einer Pariser 
Ausstellung stellte er sein 
„enfant a la bouchee" 
unter ein Bild Cezannes 
mit nackten Frauen. Man 
glaubte, es würde nicht 
bestehen können; im 
Gegenteil, Cezanne zerfiel 
dahinter in Stücke, in 
lauter AITIIC und Beine. Medardo Rosso, Porträt des Mr. H. Rouart, Paris, 1889 
Mit formelhafter Ein- 
fachheit stellt er sein Prinzip vor jedermanns Augen hin in jener Figur des 
„Buchmachers", die man für plastisch gewordenen Daumier halten möchte. 
Daumier sah die Figuren - und Volksmengen - schon so, wie man sie 
heute sieht. Dieser windschiefe bookmaker, der im Paletot und Zylinder wie 
vom Wind dahergeweht, unbestimmt auf uns losdunkelt, ist wirklich wenig 
mehr als „eine Tonalität". Rosso schraubt den menschlichen Dünkel stark 
herunter. „Wie? Sie glauben, daß Sie etwas anderes sind als dieser Teppich, 
dieser Sessel? . . . Wir sind nichts als die Konsequenzen der Dinge, die uns 
umgeben. Selbst wenn wir uns bewegen, hängen wir immer mit anderen 
Sachen zusammen. Sie sind eine Tonalität, ein Farbengegensatz. Sie sagen: 
ich bin der und der und will weiß sein, weil ich weiß bin, . . . es hilft Ihnen 
nichts, vous subissez la lumiere rouge. Sie sind immer von einer Tonalität 
beherrscht." 
An den verschiedenen Werken treten diese Anschauungen verschieden 
deutlich in die Erscheinung. Das Wachsköpfchen eines kranken Kindes ist 
in seinen Ovalitäten so harmonisch und im Ausdruck so rührend, daß es 
schon eine Musealkarriere hat. Dem Künstler erscheint es noch nicht als 
„das". Der Kopf eines lachenden Mädchens, eines Kindes in der Sonne und 
 
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