als eine Erscheinung von
Farbenton erfassen und
nicht weiter auf sie los-
dringen. („Si vous fixez,
tout est mort, tout est
betef") „Sobald man eine
Sache fixiert, ist unser
effet schon verschwunden,
. . . . dann kommt nichts
als divagations, . . . ein
Stück nach dem andern,
ein Fuß als Fuß, ein Arm
als Arm und so fort." Man
merkt das erst, wenn man
das Experiment darauf
macht. In einer Pariser
Ausstellung stellte er sein
„enfant a la bouchee"
unter ein Bild Cezannes
mit nackten Frauen. Man
glaubte, es würde nicht
bestehen können; im
Gegenteil, Cezanne zerfiel
dahinter in Stücke, in
lauter AITIIC und Beine. Medardo Rosso, Porträt des Mr. H. Rouart, Paris, 1889
Mit formelhafter Ein-
fachheit stellt er sein Prinzip vor jedermanns Augen hin in jener Figur des
„Buchmachers", die man für plastisch gewordenen Daumier halten möchte.
Daumier sah die Figuren - und Volksmengen - schon so, wie man sie
heute sieht. Dieser windschiefe bookmaker, der im Paletot und Zylinder wie
vom Wind dahergeweht, unbestimmt auf uns losdunkelt, ist wirklich wenig
mehr als „eine Tonalität". Rosso schraubt den menschlichen Dünkel stark
herunter. „Wie? Sie glauben, daß Sie etwas anderes sind als dieser Teppich,
dieser Sessel? . . . Wir sind nichts als die Konsequenzen der Dinge, die uns
umgeben. Selbst wenn wir uns bewegen, hängen wir immer mit anderen
Sachen zusammen. Sie sind eine Tonalität, ein Farbengegensatz. Sie sagen:
ich bin der und der und will weiß sein, weil ich weiß bin, . . . es hilft Ihnen
nichts, vous subissez la lumiere rouge. Sie sind immer von einer Tonalität
beherrscht."
An den verschiedenen Werken treten diese Anschauungen verschieden
deutlich in die Erscheinung. Das Wachsköpfchen eines kranken Kindes ist
in seinen Ovalitäten so harmonisch und im Ausdruck so rührend, daß es
schon eine Musealkarriere hat. Dem Künstler erscheint es noch nicht als
„das". Der Kopf eines lachenden Mädchens, eines Kindes in der Sonne und
24