Ein anderes Exemplar dieses Tellers im Germanischen
Museum ist durch die unterglasurblaue Bezeichnung
„Wallendoi-f" neben dem Monogramm W bemerkenswert.
Nach den Fondporzellanen von Sevres oder Wien bemalte
man viele Louis XVI-Tassen und Kaffeekannen in
Schwarz, Bleuroyal, Grün, jeweils mit bunten landschaft-
lichen Medaillons oder antiken Szenen; auch eine Zeit-
darstellung findet sich, die Einnahme der Stadt Friedberg
durch die Franzosen im Jahre 1796.
Das handwerksmäßige Genre bezeichnen plumpe
Purpurlandschaften in Staffage, römische Veduten in
Schwarzlot, große bunte Vögel auf Zweigen etc. Die
figurale Plastik erhebt sich selten über das Mittelmaß.
Ganz gut waren die Figuren eines Herrn und einer Dame
modelliert; von den urkundlich bezeugten antiken Götter-
figuren (nach Meißener Art) waren zwei ausgestellt. Das
feinste Stück war ein wirklich sorgfältig geformter Putto
mit lächelnd nach rechts geneigtem Kopf; die ihm bei-
gegebene Muschel zeigt die Bestimmung als Salzfaß. Das
' ' Figürchen wurde in Limbach übrigens nachgebildet. In
7' der Sammlung des Herrn Karl Mayer in Wien befinden
G"'ha;;nt::;z'r'i'ear't"a"- sich vier charakteristische Wallendorfer Musikliguren auf
„n Louig Xvbsm. Rocaillesockeln, zwei Herren und zwei Damen, im Dekor
dem der Limbacher Figuren sehr verwandt.
Der Hauptmaler der Limbacher Fabrik war wohl Heinrich Dressel,
von dem das Stuttgarter Altertums-Museum einen bezeichneten und 1778
datierten Barbierbecher besitzt, in der Malerei und Masse eine ausge-
sprochene Inkunabel. Ein zweites Stück, mit H. D. bezeichnet, ist in unbe-
kanntem englischen Privatbesitz, ein drittes, D. signiertes, war ausgestellt,
eine kleine Deckelterrine auf vier Füßen, mit Untertasse. Der Dekor besteht
aus Rocaillekartuschen, kleinen purpurfarbenen Landschaften und Blumen.
Eine Tasse ist mit Putten in ovalen maschengeschmückten Medaillons
bemalt.
So recht charakteristisch für die Limbacher Porzellanplastik sind in
mehreren Reduktionen vorkommende vier Einzelfiguren, zwei Damen und
zwei Herren, die jahreszeiten vorstellend. Komplett ist eine Serie abgebildet
(Abbildungen 261-264) im II. Band von Chaffers Keramic Gallery, dort
fälschlich als Luxemburger Porzellan bezeichnet. Den Herbst, aus einem
zweiten Exemplar dieser Serie, merkwürdigerweise fast genau im Gegen-
sinne zu der Figur aus der ersten Serie modelliert, mit beinahe demselben
Dekor, bilden wir hier ab. Diese Figur des Herbstes repräsentiert die beste
Qualität Limbach, ist gut modelliert und eigenartig bemalt. Neben dem
typischen Meißener Streublumendekor sehen wir eine ganz realistische
Wiedergabe der Kleider, die Volants am beblumten Rock, das rhombische