MAK

Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 3)

aufgepflanzt, wirkt, trotzdem die Türe in ihrer Metallbehandlung viel Geschmack zeigt, im 
Aufbau mühsam ausgedacht. Aber der Eindruck bestechender Zweckmäßigkeit kommt aus 
den beiden Hauptgebrauchsstücken, dem rund geführten Schreibtisch nach gutem, belgi- 
schem Muster und einer sehr praktischen Mappen- und Bücherschrankkomposition. Als 
Mittelstück der Abteil für Mappen und Blätter, verschlossen durch eine große Klappe, die 
sich nach vorne halb nieder senkt und ihren Schatz in Fächern geordnet darbietet. Die 
Seitenpfosten links und rechts sind als Bücherregale eingerichtet, sie bieten großen Raum 
und bequeme Übersicht. Wenn man ihre Türen öffnet, so dreht sich die Hälfte des 
Schrankes nach außen, doppelschalig stellt er sich nun dar, in der Rücken- wie in der 
Türhöhlung mit verstellbaren Bücherborden versehen. 
Es ist interessant, neben diesen eklektischen Interieurs Proben von der Kunst zu 
sehen, von der sie gelernt haben. Österreichische wie schottische Kunst ist hier vertreten, 
diese durch Leopold Bauer und Olbrich (der natürlich auch in Darmstadt seine Rasse- 
note behält), jene durch Makintosh. Diese jüngsten lnterieurs zeigen freilich schon wieder 
ein etwas anderes Gesicht als die, die jene Anregungen gaben. 
Mackintosh ist in seinem Speisezimmer nicht wie sonst halb primitiv, halb sakral, 
er hat auch diesmal auf sein mystisches Weiß mit den ausgeschnittenen und farbig gefühl- 
ten Quadraten verzichtet, worüber Grenander recht froh sein kann. Mackintosh gibt sich 
hier sehr einfach, konstruktiv, ohne geheimnisreiche Nebenbedeutung in den Ornamenten 
und scheint seine Erfüllung in einer ausgeglichenen Farbenstimmung mit den schlich- 
testen Mitteln zu sehen: grünes Holz, graues Paneel, weiße Wand und Decke, violette 
Kacheln. Die Kacheln sind hier ausgiebig verwendet. Sie bedecken als violette Farben- 
felder in viereckig verkreuztem grünen Leistenwerk die Türen der Wandschränke, ja solche 
Komposition umrahmt auch die Türeinfassungen. Hier darf man vielleicht zweifeln, ob dies 
Material seinem Beruf nach richtig verwendet ist. Andere Qualitäten in diesem Raum 
bestechen dafür durch das Sichere ihres Gelungenseins. 
Das gilt vor allem von der Wandbehandlung, wie zum Beispiel an der einen 
Schmalwand die abschließenden Paneelleisten von links und rechts in weichen Kurven in 
die Architektur der die Mitte füllenden Standuhr verwachsen und wie durch diese Linien 
die ganze Wand, die außer der Uhr kein Möbel weiter hat, belebt und organisch gegliedert 
erscheint. Auch die Uhr selbst, in schlichtester Komposition, mit grünem Sprossenwerk 
über der Glastür, durch die man den Perpendikel schwingen sieht, wirkt lediglich durch 
die ruhigen in sich ausgeglichenen Proportionen. 
Manche diskreten, fast unmerklichen Finessen lassen sich hier noch entdecken. So 
ist sehr fein und zugleich zweckmäßig der Unterbau des Tisches. Er ruht nicht auf 
vier Pfosten oder Beinen, sondern seine Stützen sind breit-brettmäßig schräg in die 
Ecken eingestellt, sie treffen in die Scheitel der rechten Winkel, sie nehmen nach links 
und rechts keinen Platz fort, es gibt keine lästige Tischbein-Nachbarschaft. Und das 
Brettmäßige dieser Träger ist anmutig erleichtert durch ein vierfaches System von Längs- 
schnitten, das die Fläche spielend durchbricht. 
Gewisse neue Variationen der beliebten Mackintosh-Motive des Holziiligrans und des 
Sprossenwerks sind das. Die Beleuchtung besteht, wie es Mackintosh immer liebt, aus 
einzeln schwebenden Lichtglocken, die von der Decke durch den ganzen Raum verteilt 
sind und als leuchtende Pendel seine obere Schicht beweglich beleben. Sie sind 
puritanischer als sonst. Sie haben hier keine Phantastik, nichts von exotischen Kultus- 
ampeln. Sie geben mit ihren matten weißen Glocken an hellen Schnüren die reine, bleiche 
Stimmung eines Mondreigens. 
Viel kostbarer und üppiger als dieser ästhetische Puritanismus zeigen sich die 
österreichischen Interieurs. 
Leopold Bauer hat seinen Salon als ein Wandbijou mit edlen Hölzern behandelt 
und raffiniert in diesem Rahmen sitzt eine hohe Metallfüllung von mattleuchtendem Ton
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.