aufgepflanzt, wirkt, trotzdem die Türe in ihrer Metallbehandlung viel Geschmack zeigt, im
Aufbau mühsam ausgedacht. Aber der Eindruck bestechender Zweckmäßigkeit kommt aus
den beiden Hauptgebrauchsstücken, dem rund geführten Schreibtisch nach gutem, belgi-
schem Muster und einer sehr praktischen Mappen- und Bücherschrankkomposition. Als
Mittelstück der Abteil für Mappen und Blätter, verschlossen durch eine große Klappe, die
sich nach vorne halb nieder senkt und ihren Schatz in Fächern geordnet darbietet. Die
Seitenpfosten links und rechts sind als Bücherregale eingerichtet, sie bieten großen Raum
und bequeme Übersicht. Wenn man ihre Türen öffnet, so dreht sich die Hälfte des
Schrankes nach außen, doppelschalig stellt er sich nun dar, in der Rücken- wie in der
Türhöhlung mit verstellbaren Bücherborden versehen.
Es ist interessant, neben diesen eklektischen Interieurs Proben von der Kunst zu
sehen, von der sie gelernt haben. Österreichische wie schottische Kunst ist hier vertreten,
diese durch Leopold Bauer und Olbrich (der natürlich auch in Darmstadt seine Rasse-
note behält), jene durch Makintosh. Diese jüngsten lnterieurs zeigen freilich schon wieder
ein etwas anderes Gesicht als die, die jene Anregungen gaben.
Mackintosh ist in seinem Speisezimmer nicht wie sonst halb primitiv, halb sakral,
er hat auch diesmal auf sein mystisches Weiß mit den ausgeschnittenen und farbig gefühl-
ten Quadraten verzichtet, worüber Grenander recht froh sein kann. Mackintosh gibt sich
hier sehr einfach, konstruktiv, ohne geheimnisreiche Nebenbedeutung in den Ornamenten
und scheint seine Erfüllung in einer ausgeglichenen Farbenstimmung mit den schlich-
testen Mitteln zu sehen: grünes Holz, graues Paneel, weiße Wand und Decke, violette
Kacheln. Die Kacheln sind hier ausgiebig verwendet. Sie bedecken als violette Farben-
felder in viereckig verkreuztem grünen Leistenwerk die Türen der Wandschränke, ja solche
Komposition umrahmt auch die Türeinfassungen. Hier darf man vielleicht zweifeln, ob dies
Material seinem Beruf nach richtig verwendet ist. Andere Qualitäten in diesem Raum
bestechen dafür durch das Sichere ihres Gelungenseins.
Das gilt vor allem von der Wandbehandlung, wie zum Beispiel an der einen
Schmalwand die abschließenden Paneelleisten von links und rechts in weichen Kurven in
die Architektur der die Mitte füllenden Standuhr verwachsen und wie durch diese Linien
die ganze Wand, die außer der Uhr kein Möbel weiter hat, belebt und organisch gegliedert
erscheint. Auch die Uhr selbst, in schlichtester Komposition, mit grünem Sprossenwerk
über der Glastür, durch die man den Perpendikel schwingen sieht, wirkt lediglich durch
die ruhigen in sich ausgeglichenen Proportionen.
Manche diskreten, fast unmerklichen Finessen lassen sich hier noch entdecken. So
ist sehr fein und zugleich zweckmäßig der Unterbau des Tisches. Er ruht nicht auf
vier Pfosten oder Beinen, sondern seine Stützen sind breit-brettmäßig schräg in die
Ecken eingestellt, sie treffen in die Scheitel der rechten Winkel, sie nehmen nach links
und rechts keinen Platz fort, es gibt keine lästige Tischbein-Nachbarschaft. Und das
Brettmäßige dieser Träger ist anmutig erleichtert durch ein vierfaches System von Längs-
schnitten, das die Fläche spielend durchbricht.
Gewisse neue Variationen der beliebten Mackintosh-Motive des Holziiligrans und des
Sprossenwerks sind das. Die Beleuchtung besteht, wie es Mackintosh immer liebt, aus
einzeln schwebenden Lichtglocken, die von der Decke durch den ganzen Raum verteilt
sind und als leuchtende Pendel seine obere Schicht beweglich beleben. Sie sind
puritanischer als sonst. Sie haben hier keine Phantastik, nichts von exotischen Kultus-
ampeln. Sie geben mit ihren matten weißen Glocken an hellen Schnüren die reine, bleiche
Stimmung eines Mondreigens.
Viel kostbarer und üppiger als dieser ästhetische Puritanismus zeigen sich die
österreichischen Interieurs.
Leopold Bauer hat seinen Salon als ein Wandbijou mit edlen Hölzern behandelt
und raffiniert in diesem Rahmen sitzt eine hohe Metallfüllung von mattleuchtendem Ton