und reichern Durchbruch, die der Heizung dient und die aussieht, wie die Tür zu einer
Schatzkammer.
Auch Olbrichs Speisezimmer sucht seine Effekte nicht in den Möbeln, sondern in der
Inszenierung, in der Raumphantasie. Und wahrhaft eine Phantasie gelang ihm in der
Deckenbildung. Die Decke ist inkrustiert mit elliptischen Glasaugen, durch die das jenseits
der Decke befindliche Licht in weicher Transparenz wirkt. Eine feine Erkenntnis betätigt
sich hier, die auch sonst schon - im Oberlichtsaal von Keller und Reiner, in einem
Korridor von Friedmann und Weber - nutzbar gemacht worden ist, die Erkenntnis, daß
man das Licht nicht direkt verwenden, sondern seine Wirkungen indirekt, womöglich
ornamental verwerten soll. Die einzelnen Beleuchtungskörper verwirren oft das Auge, sie
zerstreuen, sie pointieren falsch; solch großes stilles Leuchten aber, das gleichmäßig
wogend von dem Deckenfelde strömt, das nicht als eine Beleuchtung, sondern wirklich als
Licht, als raumerfillendes Element empfunden wird, stark, hell und milde zugleich, ist voll
ruhevoller gesammelter Stimmung. Die Mittelkrone wirkt dagegen brutal.
Die Decke mit ihren schwimmenden Lichterringeln spannt sich über einem weißen
Raum. Olbrich hat in ihrn das Wiener Motiv, das auch die Ausstellung der Wiener Werk-
stätte bei I-Iirschwald zeigte, Vitrinen als ornamentale Architekturfaktoren zu benutzen,
variiert. Die Wände gliedern sich durch Pfeilerschränkchen, die aus dern Paneel in
weißer Kurvenrundung herauswachsen, mit gläsernen, facettierten Wänden, hinter denen
auf delikat getöntem Hintergrund edles Glasgerät steht. In diesem geschmacksubtilen
Ensemble fehlt aber leider, wie so häufig bei Olbrich, auch das Forciert-Originelle nicht. Die
Kredenzen sind in Form von Truhen mit aufklappbarer Vorderseite angelegt und ruhen
auf hohen schmaleren Untergestellen. Das hat etwas Störendes, Befremdendes. Es sieht
wie eine Aufbewahrung aus, es hat die Nuance von Reliquienschreinen und stimmt gar
nicht in die Speisezimmersphäre.
Ausgeglichen in ruhevoller einheitlicher Stimmung ist das Bibliothekszimmer des
Engländers George Walton, des phantasievollen und einfallsreichen Architekten der
Kodakläden. In diesen Ladenbauten strebt er in richtiger Zweckerkenntnis nach über-
raschenden, ja auffallenden Nuancen, die allerdings immer geschmackreif vereinigt sind.
Im Interieur geht er auf Geschlossenheit und Sammlung aus. Er umzieht das Zimmer mit
einer Schrankarchitektur aus dunkler Eiche mit sparsamen Ornamenten, die durch mattes
Gold erhöht sind. In bewegter Gliederung mit Scheiben, Rollfächern, Verglasungen baut
sich dies Paneel auf, das seinen schönsten Schmuck in der harmonischen Reihe der Bücher-
rücken erhält. An der I-Iauptwand wölbt sich aus der Fläche eine breitere Vitrine heraus,
für Bibelots und kostbar gebundene Lieblingsbücher bestimmt. Der mittlere Raum des
Zimmers ist ganz verfugungsfrei, es stehen hier verteilt Hocker und Schemel, lieber würde
man noch tiefe bequeme, dabei leicht dirigierbare Fauteuils sehen, die sich zwanglos
verteilen lassen. Das Zimmer würde dann seinem Gesamteindruck nach zu einer Bücher-
rundreise einladen mit l-Ialtestationen ad libitum.
Ein gleiches Thema behandelt Professor Billing (Karlsruhe).'Aber für die beschauliche
Sammlung eines Büchergemaches sind diese Schrankkompositionen mit ihren bunten
Intarsien, den Messingverglasungen, die an moderne Schaufenster erinnern, etwas
unruhig, auch bedrücken die Formationen dieses Schrankgebäude durch einen gewissen
Schwulst und die Beleuchtungskörper haben etwas Monströses.
Ein ganz besonderes Klima weht in dem Frühstiickszimmer des Schweden
C. Westmann. Hier fühlt man etwas Rassiges, National-Echtes. Man wird an die hellen,
heiteren Holzarchitekturen des Nordens erinnert. Blank liegt dieser Raum da in einer
kühlen Morgenfrische. Naturfarbene Eiche ist das Material seiner Möbel, im Einklang
dazu das blühende Apfelsinengelb der Stickereien und der Kissenbezüge und als sehr gut
getroEene Nuance der schwarze Eisenbeschlag der Schränke. Das ist natürlich kein
schweres erdrückendes Rüstkammer-Klammerwerk, sondern es besteht aus Bändern, die
auf das zierlichste in spielenden Figurationen ausgesägt sind und an japanisches Filigran-