MAK

Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 3)

werk erinnern, an die reiche Durchbrucharbeit mancher Schwertstichblätter. Und 
die schwarze Färbung bewährt sich dabei ausgezeichnet. Sie verdunkelt nicht die schim- 
mernde Stimmung, sondern im Gegenteil, sie hebt sie, da das helle Holz durch die Ver- 
kreuzungen, durch das verästete Rankenwerk des Eisenhligrans hindurchleuchtet. 
Ein wichtiger Faktor ist hier noch die elektrische Krone über dem Tisch. Sie ist 
gegen das Zimmer völlig abgeblendet durch eine orange Seidenspannung, die den Ton 
dieses Zimmers angenehm aufnimmt und warm variiert. 
Beachtenswert sind schließlich noch zwei Schlafzimmer. Das eine von Rudolf und 
Fia Wille zeichnet sich durch interessantes Material aus. Es ist aus einer besonders 
gemaserten Esche hergestellt, auf den Schranktüren treibt diese Maserung ein phantastisches 
Spiel, wie sprießende Linien von Eiskristallen läuft es über die Fläche. Das ist einmal 
wieder ein interessantes Beispiel für omamentale Benützung der Kunstformen der Natur. 
Von großer Zweckmäßigkeit und dabei sehr dankbar in der Raumbildung ist ein 
Eck-Toilettetisch. Eine gute Idee scheint es auch, die Form des alten Sekretärs mit der 
Klappe und der vielseitigen Fächereinteilung für einen Schmuckschrank anzuwenden. 
Übersichtliche Disposition ergeben die vielen kleinen Schübe, die Platte dient als Tisch 
und Auslage und mit einen Griff wird der ganze Tresor mit all seinen Abteilungen durch 
die Klappe geschlossen. 
Mehr theoretisch als praktisch aber ist der andere Einfall, am Kopfende des Bettes 
aus dem Gestell einen Aufsatz zu entwickeln, der, ähnlich wie ein sich bäurnender 
Schlittenvorderteil, sich zum Halter einer herunterhängenden elektrischen Lampe aus- 
wächst. Das hat doch etwas fatal Damoklesmäßiges, so über seinem Haupt diese Glocke 
pendeln zu sehen. Sehr schön ist dafür die Deckenbeleuchtung. Ein mächtiges metallenes 
Schinndach, breit gewölbt und als Mittelstück, wie ein Schildbuckel sich ausrundend, die 
Schale aus farbigem Opaleszentglas, die im Inneren die Glühbirnen birgt. 
Das zweite Schlafzimmer, vom Münchener Paul Ludwig Troost sucht seinen 
Charakter in der schmucken hygienischen Ästhetik. Die eine Wand ist in Dreiviertel- 
höhe mit Kacheln belegt, der sie umfassende Rahmen aus hellem Holz paßt sich links und 
rechts an die den mächtigen Waschtisch flankierenden Seitenschränke an. 
Mit einem Möbel in diesem Raum wird glücklich die Erneuerung einer alten Form 
versucht. Die Kommode kehrt hier wieder in leichter Variation des Biedermeierbaues. 
Gerade, sehr schlicht, die Kästen mit Metallknöpfen und auf der Platte ein schmalerer 
Aufsatz mit Glastüren, die von einem leichten einfachen Vignettenwerk überspannt werden. 
Eine Ergänzung besonderer Art bildet zu dieser Ausstellung ein Besuch in dem 
jüngsten dekorativen Salon der Herren Friedmann und Weber. 
Man sieht hier, wie kenntnisreiche und vielseitige Eklekdker die verschiedenen 
Richtungen des modernen Geschmacks zu gutgestimmter Allianz gemischt haben. Man 
findet hier die Wiener Note des Komforts, der kapriziösen Raumteilungen; ausgezeichnet 
vertreten sind die Kopien alter Stile, Möbel Louis XV und Louis XVI, die aus dem 
Atelier von Schmidt in Wien stammen und dazu gesellt sich, für Berlin neu, amerikanischer 
Import. Den amerikanischen Missionsstil sehen wir in charakteristischem Beispiel. 
Mächtige, aus Pfostenwerk gezimmerte Sessel, tief und breit, mit kolossalen Matratzenkissen 
von genarbtem Büffelleder ausgefüttert. Tief und geräumig öffnen sich diese Ruhestätten, 
die Rückenlehne ist verstellbar und die Seitenlehne so breit, daB bequem ein Glas und die 
Aschenschale darauf Platz haben. 
Dazu passen die mächtigen niedrigen Rundtische, deren Platte auf gewaltigen 
Pflücken ruht und so eingerichtet ist, daß man sie abnehmen und umgedreht als Spielbrett 
auflegen kann. 
Eine Fülle von Gebrauchshnessen findet sich bei diesen Stücken. Ein viereckiger 
Tisch ist mit seinen dazu gehörigen vier Stühlen so eingerichtet, daß diese Stühle genau 
eingepaßt unter den Tisch eingeschoben werden können und dann durch das Sprossen- 
werk ihrer Lehnen einen ornamentalen Unterbau für den Tisch bilden. Sehr intelligent
	        
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