ausgedachte Trinkschränkchen gibt es hier, mit metallgefütterten Kästen - Eisschränke
für den Salon - mit Drehvorrichtung, die eine leichte Disposition der Gläser im engen
Raum ermöglichen.
Man merkt etwas vom Einfluß des Schiffsstils, der ja auch in der Enge der Kabine
jeden Platz ausnützt. Auch an die Praktiken des amerikanischen Komptorstils mit seinen
Fächereien, seinen Übersichtsregalen, seinen Registraturen wird man erinnert. Zu diesen
Arbeitskomfort tritt hier als Ergänzung der Genußkomfort.
Friedrnann, der selbst ein Möbelarchitekt von Geschick und Geschmack ist, hat von
dieser Art manches angenehm und verständnisvoll verwertet. Die Originale sind oh:
für unsere Verhältnisse allzu schwerfällig, sie passen in die Hallen alterjagdschlösser und
bedrücken kleinere Räume.
Friedmann zivilisiert diese Urwaldmöbel. Er baut zierlicher, japanischer. Seine
I-Ierrenzimmer mit ihren vielseitigen Schrankkombinationen sind richtige Lebensarsenale,
in denen an alles gedacht und alles auf die denkbar zweckmäßigste Weise untergebracht
ist. Zigarrenfacher, blechgefüttert, für den Importenkultus sind darin, Likörspindchen,
Schauräume mit reizvoller Stabwerkverglasung für Bücher und Bibelots und wenn man
auf einen Knopf drückt, dann fällt wirklich eine Klappe heraus und bietet ein siebenmal
geteiltes Facharrangement dar.
Neu für Berlin ist die amerikanische Teco potery. Die Gefäße sind vorzugsweise
mattgrün. Die Formen der Wasserphanzen bilden sie gern nach. Besonders schön ist
ein Gefäß, das einer großen Frucht gleicht und an der oberen Fläche reichen blattartigen
Durchbruch zeigt.
Auch Sonderausstellungen finden in diesem Salon statt. Die erste galt zur Eröffnung
dem Werk des englischen Malers Gordon Craigh. Seine Entwürfe für Bühnenbilder sah
man. Sie gehen nicht auf die Wirklichkeitsillusion aus, sondern sie wollen durch Farben-
kompositionen Stimmungssuggestionen geben, Gefühlslandschaften könnte man sagen.
Entwürfe können diese Absichten natürlich nur andeuten. Eine wirkliche Probe aber gab
die Craighsche Dekoration zu einem Akt des „gerettetenVenedig" von Hugo von Hofmanns-
thal. Nachtdunkles Hausgemäuer links und rechts, hinten ein fahler Wasserarm, die
Lagune, und drüben am andern Ufer weiße Häuser mit hohlen Fensterhöhlen, stier wie
Totenköpfe . . . ein Nachstück voll Todesgrauen. F. P.
BUCHEINBÄNDE VOM XVIII. JAHRHUNDERT BIS IN DIE
NEUESTE ZEIT. Das Kuratorium des kunstgewerblichen Museums der
Handels- und Gewerbekammer in Prag hat im Frühjahre des Jahres 1903 eine Ausstellung
von Bucheinbänden aus dem XVIII. und XIX. Jahrhundert veranstaltet, die vorzüglich
durch die Ausstellung von Bucheinbänden des Österreichischen Museums veranlaßt worden
war, insoferne als ein großer Teil dieser Exposition dem Prager Museum zur Verfügung
gestellt wurde. Der Zweck der Ausstellung war, dem Prager Buchbindergewerbe die
Gelegenheit zum Studium älterer und moderner Einbände und so neue Anregungen zu
geben. Das Kuratorium, durch die Reichhaltigkeit des Materiales und den Erfolg der
Ausstellung bewogen, beschloß eine Publikation der hervorragendsten und charakteristi-
schesten Stücke herauszugeben, die jetzt vorliegt?
Die sehr schönen Reproduktionen bieten auf 30 Tafeln ein reiches Material, der Text
in deutscher und tschechischer Sprache enthält eine wissenschaftliche Beschreibung der
abgebildeten Bände.
Die ältesten der wiedergegebenen Stücke stammen aus dem Ende des XVII. ]ahr-
hunderts und sind englische und schottische Arbeiten, wie sie bis in die Mitte des
XVIII. Jahrhunderts gefertigt wurden und in vieler Hinsicht für die modernen Buch-
" Bucheinbände vom XVIII. Jahrhundert bis in die neueste Zeit. Herausgegeben von Professor Dr. Karl
Chytil und F. A. Borovsk)", Prag 1904. Fol.