Höfische
Mode
in1 Spiegel
einer
Ahnengalerie
DORA HEINZ
1 Johann Ulrich Mayl (gcst. 1704), Franz Albrecht Gr
von Hau-ach, (1614-1666), sign. und dat. 1657
2 Leonhard Graf von Hnrrach (1594-1645)
3 Otto Friedrich Graf von Harrach (1610-1639)
Sehloß Prugg bewahrt in seiner Ahnengalerie eine
Sammlung von Bildnissen der Familie Harrach, die zu
den heute selten gewordenen umfangreichen Ensembles
dieser Art zählt. Diese Harrachsche Porträtgalerie
wurde im 19. Jahrhundert aus genealogischen Interessen
zusammengestellt. Um eine Vollständigkeit der Ahnen-
reihe zu erreichen, wurden die frühen Mitglieder der
Familie zumeist in Idealporträts wiedergegeben, die
einen historischen Quellenwert nicht besitzen; die spä-
teren Mitglieder aber sind last durchwegs in der Tracht
des Ordens vom Goldenen Vließ dargestellt. Die Gene-
rationen des 17. und 18. Jahrhunderts hingegen sind in
Originalbildern vertreten, die nicht nur die persönlichen
Züge der Dargestellten überliefern, sondern zugleich
den Wandel der Mode innerhalb einer ganz bestimmten
Gesellschaitssehicht, dem Hochadel am kaiserlichen Hol
in Wien, wiederspiegeln.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatte die
spanische Tracht sich in ihren Grundzügen in ganz
Europa durchgesetzt. Wenn auch mit verschiedenen Ab-
wandlungen in den einzelnen Ländern, war die klare
Linienführung und strenge Stilisierung des spanischen
Holkostüms überall verbindlich geworden. Das Streben
dieser Mode, den Körper in seiner Umrißwirkung last
geometrischen Formen einzusehreiben und diese klar von
einander abzusetzen, äußert sich konsequent in je-
dem Detail, vom sehmalkrempigen Hut oder Barett und
der weißen Halskrause, die den Kopf stark vom Körper
trennt, bis zur Umformung der Figur durch Schnürung
und Wattierung. Der glatt über ein kegelförmiges Gee
stell aus Reifen gespannte Rock der Damen - vertugndo
genannt -, das enge, flache Mieder, das mit seiner
Spitze die Taille besonders verschrnälert und die von
den Schultern ausladenden Überärmel erzeugten eine
Silhouette, die an zwei mit den Spitzen aufeinander-
gestellte Dreiecke erinnert. Dem entsprach in der
Männerkleidung der Gegensatz der enganliegenden lan-
gen Strümpfe zu den weit auswattierten kurzen Hosen
und dem in den Schultern breit gepolsterten, in der
Taille scharf eingezogenen Wams.
In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts setzte
eine scharfe Reaktion gegen diese Überstilisierung, ins-
besondere in der Männerkleidung ein. Bewußte Ableh-
nung spanischer Art, ästhetische Gründe wie auch prak-
tische Erfordernisse begünstigten das Aufkommen einer
völlig andersgearteten Kleidung, die im Vergleich zur
spanischen einen fast derben und legeren Eindruck
macht. Stiefel, verhältnismäßig anliegende, unterhalb des
Knies geschlossene Hosen, der wenig taillierte ziemlich
lange Rock und der flache weiße Kragen sind ihre wich-
tigsten Bestandteile. Es ist leicht begreiflich, daß in
erster Linie in den vom Dreißigjährigen Krieg stark be-
troffenen Gebieten wesentliche Anregungen aus der feld-
mäßigen Offizierskleidung auch in die höfische Mode
Eingang fanden.
Noch auf seinem 1657 von Ulrich Mayr datierten Bildnis
ließ sich Franz Albrecht Graf Harrach (Abb. 1) in
einer betont militärischen Tracht darstellen. Man möchte
hier an einen persönlichen Wunsch des Auftraggebers
denken, auf alles modische Beiwerk zu verzichten, vor
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