MAK

Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 5 und 6)

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zu danken haben. Und dabei denkt man mit Grausen daran, was wohl 
erfolgen könnte, wenn die Summe an Kraft, welche in diesen brutalen 
Gestalten gesammelt ist, sich von dem Betrieb der veredelnden Arbeit 
gegen das vorherrschende soziale System wenden würde. Durch das Ganze 
geht ein fast grausiger, elementarer Zug. 
Über derartige Betrachtungen mag der Künstler selbst wohl lächeln, 
sich vielleicht sogar ein wenig ärgern! Denn danach hat er wahrlich nicht 
mit bewußter Absicht gestrebt. Brangwyn ist kein Tendenzmaler. Ich habe 
häufig Gelegenheit gehabt, mit ihm über dekorative Malerei im allgemeinen 
und speziell über seine eigenen Arbeiten zu sprechen und mich davon zu 
überzeugen, wie sehr ihm in der Theorie alles Didaktische und Tendenziöse 
in der Kunst verhaßt ist. Bei der Dekoration eines Gebäudes oder Innen- 
raumes handelt es sich ihm einzig und allein um eine dem Baustil streng 
angepaßte Ausschmückung in Farben und Linien. Was sich dann im Laufe 
der Ausführung noch einschleicht, entspringt mehr dem Unbewußten, als 
dem Verstande. 
Brangwyn ist kein Sozialist. Vielleicht sträubt sich sogar sein Wollen 
und Denken gegen das, was seine Hand ausdrückt. Und deshalb wäre es 
gewagt, aus diesem kleinen Bilderzyklus Schlüsse auf eine allgemeine Ten- 
denz zu ziehen. Die Dekorationen für die Ausstellung in Venedig stehen 
jedoch nicht vereinzelt da. Sie sind nur die letzte und klarste Äußerung eines 
Zuges, der sich seit einigen Jahren in der überwältigenden Mehrzahl der 
Gemälde Frank Brangwyns verfolgen läßt. 
DIE SAMMLUNG V. PANNWITZ (MÜNCHEN) 34b 
VON R. FREIH. VON SEYDLITZ 50' 
?_ M schwersten ist, des Besten Lob zu singen. Am 
i allerschwierigsten, darf man hinzusetzen, da, wo 
es sich um Dinge handelt, die nicht die Menge, 
sondern nur die Wenigen angehen. Für solche 
allein, für wahrhafte Kenner und wirkliche Ver- 
ehrer der Kunst, ist von je gesammelt worden, 
wenn anders der Sammler und das Seinige von 
der echten Art waren. Je vornehmer aber eine 
Gesellschaft ist, desto seltener wird der Fall sein, 
daß sie sich nicht schon alle kennen. Es wird 
daher im folgenden dem Leser mancherlei wieder 
begegnen, dessen Ruf schon zu ihm gedrungen ist, dessen Abbild er wie 
einen alten Bekannten begrüßen kann. Aber der Umstand, daß alle diese 
ganz einzigartigen Meisterwerke in einer Hand, in einer Sammlung ver- 
einigt sind, verleiht ihnen einen erhöhten Reiz. 
Herr Dr. von Pannwitz hat ein Prinzip befolgt - das Beste, was es 
gegeben hat und geben wird - und dieser Prinzipientreue verdankt er, ver- 
 
	        
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