Sammlung v. Pannwitz, Gotische Schale
Rokoko, beinahe wuchtig in der ausklingenden Manier Toros gehalten,
der italienische förmlich schwelgend im Reichtum üppiger und luftiger Motive,
die durch raffinierte Einlagen von Ginori-Porzellan noch gehoben werden;
beide Kunstwerke jedoch von größter Eigenart und geradezu vorbildlich für
den Charakter ihres Landes und ihrer Zeit.
Wandteppiche und Stickereien sind reich und in ganz hervorragender
Qualität vertreten. Unbestritten den ersten Rang nimmt hier ein kostbares,
reichlich mit Goldfäden durchwirktes Antependium ein. Es ist eine herrliche
Arbeit aus der Mediceerzeit (etwa um 1520}, ging aus dem Besitz des Mar-
chese Passano (Florenz) in die Sammlung v. Pannwitz über und findet sich
in „I-Iirths Formenschatz" 1905, Nr. 22. Die vorzügliche Erhaltung läßt die
ursprüngliche Farbenpracht ungemindert erkennen; bewundernswert ist
auch die sichere, klare Zeichnung der meisterhaften Komposition. Auch
ein Brüsseler Teppich mit einer Gruppe musizierender Frauen muß rühmend
hervorgehoben werden; das Kunstwerk strahlt gleichfalls in seiner ur-
sprünglichen Farbenpracht. Von drei Aubussonteppichen der Rokokozeit
sei besonders einer genannt, der eine Landschaft am Meer im Stile Claude
Lorrains darstellt und von orientalisch kostümierten kleinen Figuren anmutig
belebt ist; nicht zu übersehen ist ferner ein Tapisseriebild in reichem, silber-
verziertem Rahmen, „Madonna mit dem Kind", von großer Farbenschönheit
aus der Zeit Ludwig XIV.
Unter den zahlreichen, seltenen und zum großen Teil sehr frühen Stoffen
mögen lediglich ein Paar Portierenflügel aus herrlich erhaltenem, leuchtend
grünem Genueser Sammet Erwähnung finden, ferner das wundervolle
gotische Pluviale aus der ehemaligen Sammlung Dr. G. I-Iirth, roter
Burgunder Sammet mit Gold durchwirkt, das Gegenstück in der Sammlung
Hainauer (Berlin); endlich vier köstliche italienische Renaissancestickereien,
von der Bekrönung eines Baldachins her-rührend, und ein mit verblüffender
Beherrschung der Technik in hohem Relief polychrom gesticktes Wappen
(schlesische Arbeit) mit der Jahreszahl 1596.