Öffentlichkeit gelangt. Die zahlreichen kolo-
rierten Porträts aus dem Weimarer Klassiker-
kreis, in der eigenartigen Uniformierung ihrer
Ausstattung, mit ihren schriftlichen Ein-
begleitungen, deren massive, tiefschwarze
Züge fast zu einem ornamentalen Zug des
Gesamtbildeswerden, stechen weithin kennt-
lich aus dem Ensemble hervor. Ein schönes
Goethe-Bildnis in Öl aus dieser Sammlung,
vom Frankfurter Maler Bager, identifiziert
sich durch Konfrontierung rnit dem großen
Goethe-Kupfer in Lavaters „Physiognomilw
und führte sogar zu einem Porträtrelief, das
der um die Ausstellung verdiente Herr Payer
v. Thurn durch den jungen Bildhauer Hugo
Zellner modellieren ließ.
Von malerischem Reiz ist das Fendi-
Zimmer, mit den dreißigFendischenAquarell-
Szenen zu Schillers Gedichten aus dem Besitz
des Erzherzogs Ferdinand Karl (Schloß
Rottenstein bei Meran). Diese vormärzlich
reizvollen Darstellungen, die man auf der
Jubiläumsausstellung desjahres x 898 gesehen
hat, bewähren sich auch hier. Köstlich sind
namentlich die populären Elemente darin,
die alten Weinbeißer und jungen Mütter Gehäkmes Mm"
und gesitteten Liebespärchen und die zum Emwmf von Franziska Hufmanninger
AnbeißenhübschenKinderchen.Aberauchdie
hohen Fräuleins, wie die düster toilettierte Angebetete des Toggenburgers oder die in
Ohnmacht fallende Prinzessin des „Tauchers", in denen man sofort die vornehme Wienerin
der biederen Zeit erkennt. Akademischer fallen die antiken Szenen aus, mit ihren schniegel-
sauberen Akten und raffaelisch bauschenden Faltenwürfen. Im ganzen unverfälschte Zeit-
kunst, für die wir glücklicherweise das Auge wiedergewonnen haben. Ein anderes Haupt-
zirnmer, eigentlich ein Museum für sich, enthält die Wallenstein-Sammlung des Hofrats
Hallwich, der auf diesem Gebiete anerkannte Kapazität ist und Jahrzehnte an die Wieder-
aufbauung der Wallensteinschen Welt gewendet hat. Seine Bestände an ikonographischem,
bibliographischem, archivalischem und rein kuriosem Material schließen sich zu einem
Panorama jener tragisch-epischen Zeit zusammen. Auf Grund der bestverbürgten Angaben
ließ Hofrat Hallwich sogar eine kolossale Bronzebüste Wallensteins (von Bildhauer
Brenek) anfertigen, ein Kombinationsporträt, das seine Wirkung nicht verfehlt. jedenfalls
ist es wallensteinischer als das Van Dyksche Bildnis der Liechtenstein-Galerie, von dem in
Weimar eine Kopie existiert. Auch Schiller glaubte darin den authentischen Friedländer
zu sehen und schrieb in einem Briefe an Cotta (März 1805): „Dergleichen wahre Porträts
sind gewißjedermann willkommen." Es ist auch im Stich seinem großen Oktav-Wallenstein
vorgesetzt. Alle diese Objekte sind hier ausgestellt. Desgleichen alle Quellen zum Wallen-
stein. Voran als Hauptquelle die beiden Ausgaben jenes „Ausführlichen und gründtlichen
Berichts", den Schiller bloß aus dem Abdruck in Christian Gottlieb v. Murrs zu Nürnberg
erschienenen „Beyträgen zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges" kannte. Unter den
vielen Briefen aus der Zeit finden sich Seltenheiten, wie ein eigenhändiges Schreiben an
den Kaiser und ein chiffrierter Brief, der durch Hofrat Hallwich entziffert wurde. Bis auf
die Gustel von Blasewitz herab reichen die Autographen. Eine Quittung von ihrer Hand
wurde gerade zupass für die Ausstellung aus Leipzig um 25 Mark erworben. Sie ist datiert