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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 5 und 6)

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Eleganzen der Zeit gewachsen; frou- 
frou hieß das damals noch nicht. Eine 
Dame mit Spitzen-Fichu, Puffärmeln 
und gelbem Shawl (Frau v. Arthaber) 
ist besonders froufroutant. Desglei- 
chen ein blondes Knäblein in weißer 
Tracht, das ganz prinzlich in einem 
roten Lehnstuhl thront. Besseres 
machte man in der damaligen Minia- 
tur eleganter Observanz überhaupt 
nicht. 
In der kräftigeren Tonart malte 
Kriehuber - wenn er nicht hölisch 
delikat war, wie in einem Bilde des 
Erzherzogs Anton (Eisler) - solche 
Vollblutköpfchen, wie den „General 
und Artilleriedirektor", Conte Louis 
Mazzuchelli, den Baron Uechtritz 
und den Baron Mies (Sturany). Und 
der verhältnismäßig frühe Petten- 
kofen warf in brillanter Atelierlaune 
ein Stegreifbild des Malers Borsos 
hin (Dr. Heymann), kolorierte Feder- 
zeichnung, ganze Figur mit Palette 
und Malstock, wie ein Ritter von der 
grünen Insel. So war man damals 
gelaunt. 
Eine Hauptfigur der Ausstellung 
ist Amerling. Man sieht von ihm 
Blusmwvißßlißkßrßi mancherlei Privatissima, studien- 
Entwurf von Franziska Hofmanninger artig, mehr auf Ton hin gemalt So 
seine erste Frau, im Nachthäubchen 
auf weißen Kissen liegend, in deren eines die Signatur eingekratzt ist: „ToniAmerling, Rom 
2. April 1843". Und sein Sohn, gleichfalls zu Bette, von transparenter Blässe und einfacher 
Größe der Form (beide Gräfin Hoyos-Amerling). Ein Kapitalstück seiner in bunten Reflexen 
und Helldunkelei schwelgenden Kunst ist das Porträt seiner Braut im tiefen Strohhut 
(Gräfin Hoyos). Sehr gut sein Bruder, im Knabenalter, wie ein geglätteter Lawrence anzu- 
sehen (Miethke). Gründlich durchgearbeitet, ohne ganz den koloristischen Reiz zu erreichen, 
sein Selbstbildnis bei Dr. Heymann. 
Zwei seiner größten Leinwanden kommen noch hinzu. Das eine ein umfassendes 
Arthabersches Familienbild: der Gründer der berühmten Kunstsammlung, im gestreiften 
Schlafrock am Teetisch sitzend, seine Tochter auf den Knien, zwei blonde Jungen zu Füßen, 
die ein gerahmtes Gemälde betrachten. Der Junge im blau-weiß gestreiften Anzug wurde, 
ebenso gekleidet, auch von Waldmüller gemalt; man sah dieses Bild in der Waldmüller- 
Ausstellung bei Miethke. Die ganze Szene ist voll malerisch-zeichnerischer Solidität und 
bürgerlicher Lebensbildlichkeit. Nur an Waldmüller darf man dabei nicht denken. Das 
andere große Bild zeigt das Ehepaar Ignaz Rudolf und ]ohanna Bischoff in ihrem lnterieur; 
der Gatte, in ordengeschmücktem, braunem Frack steht und diktiert mit ausgestreckter 
Hand seiner Frau, die am teppichbedeckten Tische schreibt. Die Frau ist die bessere Hälfte 
des Bildes (Frau Hofrat v. Lang-Littrow). 
Sehr anziehend sind auch die Porträtaquarelle aus dem Nachlaß Rudolf Alts. Diese 
behaglichen Bürgersfrauen des Vorrnärz (die Frau Pausinger, die Zuckerbäckerin Flach 

	        
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