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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 5 und 6)

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aus der Leopoldstadt u. a.) in ihren Haus- 
und Straßentrachten damaliger Mode sind 
schon auch farbig vervielfältigt worden. 
Eine eigeneTraulichkeit haben seine kleinen 
Porträts aus der Familie. Wie köstlich etwa 
das winzige Bildchen seiner zweiten Frau, 
in breiter Krinoline mitten in ihrer Häuslich- 
keit. Oder ihr Jugendbildchen in weißer 
Mütze, bezeichnet: „Troppau 27.Juli 1843". 
Aber auch die früh verlorene erste Frau, 
die er zum Abschied noch auf dem Toten- 
bette malt; wie im Schlummer ist das 
bleiche Haupt zur Seite geneigt und eine 
dunkle Hohllocke fallt untadelig am Ohre 
vorbei. Reizend auch diesejunge Dame, mit 
einer brillant gegebenen schwarzen Spitzen- 
mantille über dem Kopf. Auch an solchen 
Porträts Rudolfs fehlt es nicht. Sein Vater 
Jakob hat das überaus feine, lichtgesättigte" 
gemalt: Rudolf am Fenster zeichnend. 
Eines ist von seinem Freunde Kalzada 
gemacht; sieht mit der Wandermütze wie 
ein Bruder Straubinger aus. Kurz, es ist 
eine reichhaltige Umschau auf dem Gebiete 
der alten Wiener Bildniskunst. Noch 
manche gute Namen wären zu nennen 
(Agricola, Fendi, ScheFier v. Leonhards- 
hoff, Kupelwieser, Anreiter, Schrotzberg, 
Zampis) und jedes Blatt hat irgend einen 
interessanten Zug. Als Kuriosum liegt auf 
 
_ _ _ __ _ Bluse, Weißstickerei 
einem Tisch eine große Schulerzeichnung Entwun- von pmuisk, Hogmanninge, 
in Kohle, Kopie nach einem Kriehuberschen 
Porträt Gauermanns, bezeichnet: „Gez. Makartjohann den 30. März 18 5 5. Vidi Kriehuber". 
Tragikomische Inkunabel, voll damaligen Schulgeistes. 
NZENGRÜBER-DENKMAL. Der angehende Mai hat den Wienern ein durch- 
aus volkstiimliches Dichterdenkmal gebracht: Hans Scherpes Anzengruber, der auf 
dem Schmerlingplatz hinter dem Reichsratsgebäude seinen Posten bezogen hat. Der kleine 
Square wurde zu diesem Zweck in eine Gebirgslandschaft im Taschenfonnat verwandelt, 
mit einem dunklen Kranz echter Schwarzföhren aus der Brühl, von denen sich ein Natur- 
felsen abhebt. Auf diesem steht die Erziigur des Dichters und schaut auf den Steinklopfer- 
hans herab, der am Fuße des Felsens bei seinen geklopften Steinen sitzt. „Es kann dir nix 
gschehn", scheint er zu sagen und streckt in diesem wohligen Bewulltsein die Deine weit 
von sich. Die stattliche Gestalt des Dichters ist in einen stark mitgenommenen Überzieher 
eingeknöpft, nur mit dem obersten Knopf, hart unter dem Kinn. Er hält Hut und Stock in 
der Hand, der Kopf mit der energisch gekrümmten, gleichsam die Widersacher angehen- 
den Nase, proiiliert sich mit starker Fernwirkung. Obgleich Scherpe den Dichter nicht 
persönlich gekannt hat, ist die Porträtmäßigkeit doch tadellos. Für den Steinklopferhans 
war ursprünglich der Kopf des Schauspielers Martinelli beabsichtigt; davon ist man aber 
glücklich abgekommen. Das Ganze ist so recht dem Publikum aus dem Herzen ge- 
schaffen, ein populäresDenkmal, wie schon das Anzengrubergrabmal Scherpes, das 
„Marterl" mit dem huldigenden Bauemmädchen. In unserer Zeit, wo die Plastik mächtig
	        
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