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nicht so sehr das, was auch die Nachwelt an ihnen bewundert, als vielmehr, dem Aberglauben
des Zeitalters gemäß, die ihnen vermeintlich eigenthümliche Kunst, die Geschicke der
Menschen aus dem Stand der Gestirne vorherzuverkündigen, ihnen das „Horoskop" zu
stellen. Auch den Glauben seiner
Zeitgenossen an die Kunst der
„Goldmacher" theilte der Kaiser,
was von vielen Betrügern und
Abenteurern ausgebeutet wurde;
das Ende solcher Glücksritter
war freilich, da sie den erregten
Erwartungen begreiflicher Weise
schließlich doch nicht zu ent
sprechen vermochten, in den
meisten Fällen tragisch. Der
böhmische Adel dieser Zeit theilte
übrigens die Liebhabereien des
Kaisers; ganz besonders gilt dies
von Peter Vok von Rosen
berg, dem letzten seines be
rühmten Geschlechts, welcher, von
orientalischemLuxus umgeben, in
Kruman und Wittingau hauste
und ein Heer von Alchymisten
und ähnlichen Abenteurern in
seinem Solde hatte.
Was die religiösen Ver
hältnisse unter Rudolf II. betrifft,
so sahen die Protestanten seiner
Thronbesteigung nicht ohne Be-
sorgniß entgegen, da er am Hofe
Philipps II. von Spanien erzogen
Gr°bm°ldesTych°B-aheind°rT°Yniirch°zuPr°g. ^IwN war Und für streng
katholisch galt. Doch erwiesen sich diese Befürchtungen ebenso als übertrieben, wie die
überschwänglichen Hoffnungen, mit denen die meisten Utraquisten die Thronbesteigung von
Rudolfs Vater begrüßt hatten. Tiefgreifende Änderungen unterblieben unter Rudolf II.
zunächst schon darum, weil der Kaiser, der ein etwas phlegmatisches Temperament hatte