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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 5 und 6)

zoologischen Garten, am 
Kanal, wo die Kähne 
ziehen undkleine Brücken 
ihren Bogen wölben. 
Und das achtzehnte 
Jahrhundert lockt ihn mit 
seinen Garteninterieuren, 
den Alten Fritz-Motiven. 
Eine hübsch gedachte 
Kulturmischung aus sei- 
nen beiden Neigungs- 
welten versucht er in 
dem Potsdamer Bild, auf 
dem die Gardekompagnie 
auf dem Schloßplatz 
unter den Augen der 
olympischen Statuen aus dem siecle Frederic le Grand Parademarsch übt. An Menzel 
darf man dabei freilich nicht denken. 
Sehr anregend fesselt die reich bestellte Ausstellung Hans I-lerrmanns. 
Ein ganzes Reisepanorama mit wechselnden Prospekten öffnet sich hier, vollendet 
lebendig und echt festgehalten, künstlerisch empfangen und mit Licht und Luft wieder- 
gegeben. 
Wechselnde Prospekte: 
Holländische Brücken und Grachten mit Herbstbäumen; Hafen mit Schiffen, Mühlen 
und Segeln im Hintergrund, auf dem Vordergrund am Ufer die Milchfrauen mit den 
mächtigen Messingkübeln, von der Schulter-trage herabhängend; Kanalgäßchen mit 
überwachsenen Mauern und Kais mit Heckigen Sonnenzelten über Orangen- und Melonen- 
ständen aus Italien; die bunten Gemüsestilleben an der Riva; Blumentische rot und grün 
flammend; die schuppigen Fische der Pesceria, metallisch schimmernd; Meerstimmungen, 
Muschelsammler mit den großmaschigen Kiepen in der hellweißen Fläche von Strand und 
Himmel; graugrüne Dünen, Grasstriche; Frühlingsgartenwege mit lodemdem Gelbgrün; 
Landkirchen und alte Dorfstraßen, die die Erinnerung an holländische Fischernester, an 
Kaltwyk und Rhinsberg, wecken. 
Es sind die Bilder eines Betrachters. Einen heroischen Zug hat dagegen in seiner 
Meeresschilderung Hammacher. Wie Atemzug homerischer Welt weht es aus diesen 
Ozean-Symphonien. Die Poesie der Murazzi bei Chioggia steigt erinnerungvoll auf: cyk1o- 
pische Blöcke, umbrandet von tiefblauemWogenprall; die Stimmung des „veilchenfarbenen 
Meeres" der Odyssee. Einmal trifft man das seidige, mattgoldgelbe Kolorit Turnerscher 
Venezia-Visionen und großzügig ist der mächtige Steinviadukt, an die Campagna-Bogen 
der antiken Wasserleitung gemahnend, auf dem der rauchende Eisenbahnzug über aufge- 
wühlte Wogeniiut rollt: Zusammenklang epischer Urwelt und der Gegenwart. 
Die Aufschrift „Antiker Form sich nähernd" kann man dem Kabinett geben, das die 
malerischen und plastischen Werke Volkmanns in Rom darbietet. 
Volkmann gibt sich hier weniger klassizistisch, als archaisch. Die herben primitiven 
Reize der Frühzeit locken einen strengen Geist. Er schafft Reliefs aus farbigem Marmor: 
„Pan mit Ziege", „Jüngling mit Pferd", einen Satyrtanz; lebensgroße Statuen mit ganz 
ornamental behandeltem Ringelhaar undBart. Seine in der Farbe bewußt stumpf gehaltenen 
Bilder geben Szenerien des goldenen Zeitalters, auch Jagden nackter Amazonen mit dem 
Wurfspieß. Eine artistische Etude ist die heroische Landschaft, der „Tempel auf dem 
Vorgebirge am Meer" in emailglänzenden grünen und blauen Tönen, die dem Ganzen den 
 
Maschinstickereien, Entwürfe von Franziska Hofmanninger
	        
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