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In leichter Empire-Anleh-
_} i" i , nung ist er errichtet. Ein
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i! , _ Gartenrondel mit einem
7' ' f A v Umgang lagert vor, Kugel-
, w bäume stimmen ihn zu
einer Architekturvignette.
Durch das vorspringende,
kräftig betonte Portal be-
tritt man einen lichten
Vorplatz und ist dann so-
gleich inmitten der Bilder-
räume, die sich außer-
ordentlich übersichtlich
und angenehm gliedern.
Eine deutsch-österreichi-
sche Ausstellung wird ge-
boten, diesmal ganz ohne
Auslandsgefolgschaft. In
gut gemischter Auswahl vereinigen sich Gemälde mit Schwarzweißkunst, mit Plastiken
und wenigen sorgfältig ausgesuchten Stücken des Kunstgewerbes.
Eine hervorragende Rolle spielt auf der Ausstellung das Porträt. Vom Grafen Kalck-
reuth sieht man zwei Frauenbilder voll schwingender seelisch landschaftlicher Stimmung.
An eine Szene von Marie Ebner-Eschenbach lassen sie denken, an jene Eingangsszene von
„Am Ende" mit dem still-ruhevollen Herbstsonnenschein, in dem die Alternde, zum
Frieden Gekommene auf der Gartenveranda sitzt und sinnend rückschauend in das Grüne
blickt. Solche Szenerie und solch dämmerndes Versonnensein eines alten Menschenkindes,
von Güte und lächelnder Entsagung umspielt, ist auf jenen Bildern Kalckreuths und darunter
könnte jenes Ebner-Wort stehen, das von den Leidenschafts- und Trieberlösten gilt: „Die
schönen Tage sind vorbei, nun werden die guten kommen."
Großen Wurf und meisterliche Qualität hat ein anderes Werk Kalckreuths, das hier
gleich mit charakterisiert werden soll, die „Kostümprobe". Von der Velasquez-Rasse
stammt es. Ein zierliches Mädchen stolziert in starrendem Reifrock. Energisch modelliert
sich die Form heraus, heraldisch fast. Und die Tönung dieser Fläche in weichem Über-
gang von Grau-Blau-Rosa ist ganz in der Art der Infantenbilder des Meisters und von
geschmacksrafiinierter Delikatesse.
Zwei jüngere Berliner, die Herren von Kardorff und von König, bewähren auchdiesmal
ihre sichere und pointierte Charakterisierungskunst. Kardorff hält den Kopf eines Berliner
Verlagsbuchhändlers fest und bringt mit einer sehr persönlichen Technik den Ausdruck
des Momentanen, lebendig Sprechenden zur Wirkung. Sehr originell ist Königs Studie des
Boheme-Poeten Erich Mühsam, ein Gegenstück zu dem Bilde, das Corinth von Peter
Hille machte.
Auf schmaler, langer Leinwand malte König seinen Bohemien, man denkt an den
„armen Lelian", in der Dürftigkeit der äußeren Erscheinung, mit den suchenden, frierenden
Augen. Hilflose tastende Menschlichkeit; der Dichter als ein verlassenes Kind, das sich
verlaufen und sich in dieser rauhen Welt nicht zurechtiindet, das spricht dies Werk aus.
Gegen diese weiche, verlorene Verträumtheit das scharf geschnittene Bild eines
Mannes der Tat, Slevogts Porträt des Bankdirektors Demburg. Lässig, in leichter heller
Sommerjacke lehnt der schwarzbärtige Mann im Lehnstuhl. Eine gemächliche Aus-
ruhestellung, doch in dem kühn geprägten Gesicht zuckt es von Verstandesarbeit, ein
Bewegungsspiel voll intensivem Leben. Kombinationen und bewegliche Phantasien
tummeln sich hier und auf dieser Stirn glaubt man das Wort von den unbegrenzten
Möglichkeiten zu lesen.
Maschinstickereien, Entwürfe von Franziska Hofmanninger