Franziska Hofmanninger, Studie
reiche Zeichnerin wurde, deren Spitzen und Stickereien sich selbst den
luxusgewohnten Westen erobert haben und auf so vielen Ausstellungen
siegreich waren. Sie und Mathilde Hrdlicka sind auch zwei I-Iauptnamen in
dem illustrierten Berichte unserer ZeitschriftlNr. 5 und 6 dieses Jahres) über
die letzte I-Iausindustrieausstellung im k. k. Osterreichischen Museum. Diese
fruchtbaren weiblichen Gehirne sind Hauptquellen des Geistes, der die moderne
österreichische Spitzenhausindustrie belebt. Es ist der Geist von heute, der
aus dem Leben schöpft, aus der unendlichen Ornamentalität unserer Umwelt;
Mensch, Tier, Pflanze, lebloses Objekt, Alles in ganz unerwarteter Weise
„Motiv". Nämlich für ein Auge, dem das Motivsehen angeboren ist, dem sich
das Gesehene von selbst organisiert, stilisiert, unter bestimmte technische
Bedingungen einordnet, spitzenhaft, stickereimäßig, applikierbar. Bei Fräulein
Hofmanninger finden sich diese Eigenschaften in hervorragendem Maße.
Ich sehe da die unterschiedlichsten Dinge festgehalten, teils aus dem
Gedächtnis, eine Geberde als Arabeske, eine Szene als Flecksystem, die
Welt als Fläche, auf das Zweidimensionale zurückgeführt, teils aber auch der
Natur nachgebildete Gegenstände, in der Federzeichnung (wie Fettkraut-
motiv, Kastanien, Blütenzweige, Kreuzspinnen und dergl.), die man gleich
für Intarsien verwenden möchte. Es ist viel Laune dabei, viel „Mornent",
Einfall des Zufalls, mit etwas von seiner unvorhergesehenen Pikanterie. Da
sind Kinder in elegant chiffonnierten weißen Kleidchen mit langen schwarzen
Strümpfen oder iigurante Damen in Schleiern und Blumen, das schwarze
Fragezeichen der Federnboa um
die schlanke Gestalt geschlungen.
Es gilt vielleicht nur einen Pastell-
versuch, aber das Talent hat seine
Keckheit, die mit ihm durchgeht
und ohneweiters bildlich wird. So
eine Boadame ist so dankbar, so
Franziska Hofmanninger, Studie
s?